Zum Freitagabend lag etwas in der Luft und es gab im Sparkassen-Eisdom ein volles Haus, denn endlich hieß es wieder DERBYTIME – die Icefighters Leipzig waren zu Gast. Die durch Verletzungen, Krankheit oder Sperren personell stark dezimierten Gäste reisten jedoch mit vielen Fans im Rücken an die Saale.
Für den Tabellenführer aus Halle war im Derby gegen den derzeit Tabellenachten das Ziel klar – man wollte den vierten Derbysieg in Folge einfahren. Dieses Ziel hatte die Mannschaft von Georgi Kimstatsch auf jeden Fall verinnerlicht und brachte von Beginn an ein Feuerwerk auf das Eis. Sie wollten ihren sächsischen Gästen gleich mal zeigen, wer Herr im Haus ist. So hatte Patrick Cerveny im Tor der Gäste gleich ordentlich zu tun. Aber auch die Leipziger waren nicht zu unterschätzen und brachten den Puck immer wieder gefährlich vor das Tor der Bulls, das aber durch einen sehr agilen Sebastian Albrecht sauber gehalten werden konnte. Dennoch waren es in der Anfangsphase die Hallenser, die das Spiel bestimmten und sich mehr als nur eine Großchance herausspielten.
Doch wie so oft wollte der Puck einfach nicht den Weg über die Linie antreten. In der 6. Minute setzten sich die Saalestädter wieder im Drittel der Leipziger fest und es gab ein Dauerfeuer auf das Leipziger Tor. Nach zwei Abprallern brachte Johannes Ehemann den Puck endlich über die rote Linie und holte die zu diesem Zeitpunkt durchaus verdiente Führung für Halle. Und sie legten nach und wollten schnellstens die Führung weiter ausbauen. Doch das Torglück war wohl für diesen Spielabschnitt bereits aufgebraucht, denn egal wie gut und wie schnell sie auf den Kasten schossen, ein weiterer Treffer blieb ihnen leider verwehrt. So ging es beim Stand von 1:0 in die Kabinen zurück.
Nach der Pause ließen die Bulls nicht von ihren Gästen ab und machten auf der gleichen Welle weiter. Doch auch die Sachsen waren nun endgültig auf dem Eis angekommen und kämpften erbittert für den Ausgleich. In einem Duell auf Augenhöhe hatten nun auch beide Seiten ihre Chancen, aber noch endeten sie entweder am Torwart oder am Pfosten. Je enger das Spiel wurde, desto mehr häuften sich die Strafzeiten. Und hier wurden die Bulls besonders gefordert, denn in Überzahl wurden die Gäste noch gefährlicher.
Zur Mitte des Drittels wurde es während einer dieser Unterzahlspiele plötzlich ruhig im Eisdom, denn nach einem längeren Getümmel vor dem Hallenser Tor blieb Sebastian Albrecht plötzlich mit Schmerzen auf dem Eis liegen. Zwar konnte er nach kurzer ärztlicher Behandlung die Partie zunächst fortsetzen, doch mit einem angeschlagenen Torwart und nach mittlerweile gut 3 Minuten in Unterzahl wurde es immer schwieriger, das Tor weiter erfolgreich zu verteidigen. Als gerade 4 Minuten Unterzahl abgelaufen waren und sich wohl alle irgendwie in Sicherheit wiegten, nutzte Dimitri Komnik die Unruhe in den Reihen der Bulls und erzielte den Ausgleich für die Leipziger. Da beide Mannschaften trotz weiterer guter Gelegenheiten keinen weiteren Treffer erzielten, ging es beim Stand von 1:1 wieder in die Kabinen.
Am Ende der Pause blieb ein Bulls-Spieler in der Kabine und kam nicht mehr zurück aufs Eis. Goalie Sebastian Albrecht hatte sich bei der Aktion zuvor die Schulter ausgekugelt und konnte nicht mehr weiterspielen. Also übernahm Clemens Ritschel im Hallenser Tor. Dieser Wechsel und die Einspielphase wurde von den sächsischen Gästen auch sogleich zum zweiten Treffer von Dimitri Komnik genutzt. Die Bulls rannten nun einem Rückstand hinterher und mussten sich etwas einfallen lassen, um die drei Punkte an der Saale halten.
Somit ging es wieder voll in den Angriffsmodus und endlich kam auch das Glück zurück. Nach einem Abpraller von Cerveny war es Danny Albrecht mit der Rückhand, welcher den Puck mit einem Rückwärtsschuss ins Tor beförderte. So war das Spiel wieder offen, aber die Bulls wollten natürlich noch mehr. Deswegen setzten sie weiter nach und sich im Drittel der Gäste mehrfach fest. Doch der Puck schoss immer wieder am Tor vorbei, ohne sein Ziel zu finden. Erst in der 54. Spielminute war es Igor Bacek, welcher den abgeprallten Schuss von Jan Homer aufnahm und in die Ecke des Tores versenkte. So waren die Hausherren wieder in Führung und bis kurz vor Spielende sah es auch nach dem Derbysieg für die Bulls aus.
Doch ein Derby hat seine eigenen Gesetze und dieses Mal brachte der Austausch des Goalies gegen einen sechsten Feldspieler auch einen spielerischen Vorteil für die Leipziger, welche 56 Sekunden vor dem Abpfiff den Ausgleich – und damit die Verlängerung erzwingen konnten. Auch in der Overtime waren es über weite Strecken die Bulls, welche das Geschehen beim Spiel 3 gegen 3 beherrschten. Doch was nützt dies, wenn man vorne keine Tore schießt? Und so war es wieder so eine Wimpernschlagentscheidung, als 13 Sekunden vor dem Ende der Verlängerung Nico Kolb aus einem Konter heraus den glücklichen Siegtreffer für die Gäste erzielte.
So blieb nur ein Punkt an der Saale und die Leipziger können sich den ersten Derbysieg der Saison sichern. Das jedoch auch zu Recht, denn nur mit einem kleinen Team an die Saale gereist, haben sie bis zum Schluss gekämpft, nie aufgegeben und ihre wenigen Chancen effektiv genutzt.
Zwar sind die Saale Bulls immer noch Tabellenführer, aber diese Derby-Niederlage schmerzt dennoch. Umso wichtiger wird es sein, dieses Spiel abzuhaken, bis Sonntag neue Kräfte zu sammeln und im Auswärtsspiel gegen die Wedemark Scorpions wieder ihre Stärken zu zeigen.
Torschützen:
1:0 Johannes Ehemann – 6.
1:1 Dimitri Komnik – 32.
1:2 Dimitri Komnik – 42.
2:2 Danny Albrecht – 49.
3:2 Igor Bacek – 54.
3:3 Florian Eichelkraut – 60.
3:4 Nico Kolb – 65.
Tore: 3:4 n.V. (1:0/0:1/2:2/0:1)
[RJ / FE]