Freitagabend kurz vor Weihnachten, doch im halleschen Sparkassen-Eisdom wird es noch nicht besinnlich, vielmehr stiegen Stimmung und Pulsschlag unüberhörbar: Endlich war es soweit und das erste Mitteldeutsche Derby zwischen den Saale Bulls und den EXA IceFighters Leipzig stand auf dem Programm. Und neben dieser für beide Mannschaften ohnehin äußerst prestigeträchtigen Partie stand für die Bulls auch noch der wichtige Punktgewinn im Fernduell mit dem Herner EV um Platz 7 der Tabelle im Vordergrund.
Doch die Leipziger sind nicht ohne Grund auf dem zweiten Tabellenplatz der Oberliga Nord und es galt, noch mehr als sonst über die gesamte Spielzeit mehr als hundert Prozent abzurufen und voll konzentriert zu agieren. Von Beginn an zeigten die Gäste aus Sachsen ihre ligabeste Offensivleistung und setzten die Verteidiger der Bulls und Patrik Cerveny im Tor unter Druck. Doch die Hausherren ließen sich davon nicht beeindrucken, hielten dagegen und versuchten mit intelligenten Kontern ihre Chancen zu herauszuspielen. Die Stimmung aus den Fanblöcken im ausverkauften Sparkassen-Eisdom übertrug sich dann auch schnell aufs Eis und es ging auf beiden Seiten ordentlich zur Sache und der Schiedsrichter verteilte die ersten Strafzeiten.
In der Folge sollten diese Strafen vor allem den Gastgebern das Leben schwer machen, denn sie kassierten eine Vielzahl an Strafen und mussten den Großteil des Drittels mit einem Mann weniger auf dem Eis auskommen. Dieser Umstand stärkte natürlich die Gäste aus Sachsen und Leipzig forcierte seine Angriffe. Doch wirklich nutzen konnten sie die Überzahlspiele noch nicht, Halle verteidigte hervorragend und es blieb beim 0:0. Auch als Halle kurz vor Ende des ersten Drittels, nach Strafen gegen erst Suchomer und kurz danach noch Striepeke, mit nur drei Spielern auf dem Eis standen, behielten sie die Übersicht und verhinderten den Führungstreffer für Leipzig.
Doch auch den zweiten Abschnitt begannen die Bulls wegen der Strafe gegen Striepeke mit einem Mann weniger und Leipzig hatte offensichtlich die richtige Taktik in der Kabine besprochen und nutzten nur 30 Sekunden nach Wiederanbully ihren Vorteil für den ersten Treffer durch Jakob Weber. Die Hallenser lagen damit im ungeliebten Rückstand und brauchten etwas Zeit, wieder in ihr gutes Spiel aus dem ersten Drittel zurückzufinden. Leipzig konnte diese Phase zum Glück nicht nutzen, um die Führung auszubauen. Das wiederum baute wohl die Gastgeber wieder auf und man begann, das Spiel wieder an sich zu ziehen und sogar noch eine Schippe draufzulegen.
Nun war es auch endlich mit den unnötigen Strafen vorbei und mit voller Mannschaftsstärke konnten die Saalestädter ihr Spiel spielen. Allerdings nutzten auch die Bulls die nun folgenden Überzahlvorteile nicht aus und machten ihrerseits nichts aus den Strafen gegen die Gäste. Eine gefühlte Ewigkeit rannten die Bulls immer wieder auf das Tor von Benedict Roßberg, aber am Spielstand wollte sich einfach nichts tun. Erst in der 33. Minute flog der Puck nach dem Schuss von Eric Wunderlich einmal quer über das Eis und Maximilian Spöttel konnte den von Alexander Zille abgefälschten Schuss zum 1:1 Ausgleich versenken.
Das Spiel war damit wieder offen und es blieb schnell und voller Emotionen. Doch trotz des Kampfes blieb das Derby weiterhin mehr als fair. Jeder Besucher hatte wohl das gleiche Gefühl: wer das nächste Tor macht, der gewinnt dieses Derby. Doch diese Entscheidung wurde auf das letzte Drittel verschoben, denn zunächst ging es beim Stand von 1:1 zurück in die Kabinen.
Nach der Pause waren es weiter die Hausherren, welche die größeren Spielanteile für sich sicherten. Aber es fehlte weiter an der Umsetzung zur eigenen Führung. Was der Hauptschiedsrichter in den ersten beiden Abschnitten teilweise viel schnell mit Strafen ahndete, ließ er nun laufen es gab gar keine Strafen mehr. Dies war natürlich vorteilhaft für den Spielfluss und es ging munter auf dem Eis hin und her. Die Stierkampfarena kochte vor Emotionen in beiden Fanlagern und beide Seiten wollten den Puck über die rote Linie schreien.
Auch wenn sich beide Teams mehrfach vor den Toren der anderen Mannschaften festsetzen konnten, blieb es beim unveränderten Gleichstand. Bis zur 51. Minute – denn nun war die Stunde von Eric Wunderlich gekommen. Er wartete nun schon lange darauf, sich auch endlich in die Scorerliste eintragen zu können, war aber davon überzeugt, dass er irgendwann schon treffen wird und dass es dann der richtige Zeitpunkt sein würde – und er sollte Recht behalten. Ausgerechnet im Heimderby gelingt ihm der ersehnte Treffer – das Game-Winning-Goal dieser Partie. Er zog von der blauen Linie ab und mit ausreichend Km/h schlug der Puck in der oberen rechten Torecke ein.
Unter dem Jubel der halleschen Fans war die inzwischen verdiente Führung der Bulls endlich geschafft und sie wollten diese auch nicht mehr aus der Hand geben. So verteidigten sie, was das Zeug hielt und mobilisierten hierfür die letzten Kräfte. Den IceFighters blieb zwei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit nur noch die Möglichkeit, ihren Goalie zugunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis zu nehmen.
Bis zur letzten Sekunde kämpften die Saale Bulls gegen die Angriffe der Leipziger an und leider konnten sie den Puck auch selber nicht mehr im leeren Tor der Gäste unterbringen. Doch dies war letztendlich auch nicht mehr entscheidend, denn mit dem 2:1 konnten sich die Hausherren den ersten Derbysieg der Saison und damit die immens wichtigen drei wichtigen Punkte holen. Mit diesem vorzeitigen Weihnachtsgeschenk verabschiedeten sich die Hallenser in die Feiertage, aber bereits am kommenden Dienstag geht es zum Rückspiel zu die IceFighters nach Taucha und dann heißt es, auch auswärts an die heutige Leistung anzuknüpfen. Keine leichte Aufgabe, aber in Derbys ist immer alles möglich.
Torschützen:
0:1 Jakob Weber – 21.
1:1 Maximilian Spöttel – 33.
2:1 Eric Wunderlich – 51.
Tore: 2:1 (0:0/1:1/1:0)