Von Christian Elsässer
Halle (Saale) – Wenn Playoffs beginnen, ändert sich alles im Eishockey. Auf dem Eis – und auch daneben. Jedenfalls fielen die Spieler der Saale Bulls am Freitagabend schon vor dem Spiel gegen die Eisbären Regensburg auf. Kapitän Kai Schmitz erschien mit Hemd und Jackett im Eisdom. Das Team präsentierte ein eigens kreiertes neues Playoff-Trikot. Und gut die Hälfte der Mannschaft zeigte sich mit kahl rasierten Köpfen.
Wer das als Symbol für den in den Playoffs besonders nötigen und oft beschworenen Kampf- und Teamgeist deuten wollte, lag nicht falsch. Beides boten die Bulls gegen die Gäste aus Bayern aber nur teilweise. Am Ende eines schnellen, körperbetonten Spiels unterlagen sie unter dem Strich verdient mit 1:3. „Gerade von meinen Leistungsträgern kam mir zu wenig“, bemängelte Trainer Dave Rich nach der Partie. „Einige von meinen Spielern waren noch nicht da, wo sie in den Playoffs sein müssen. Ein Tor zu schießen, ist einfach zu wenig.“
Unglücklich in Rückstand
Denn neben allem Einsatz war vor allem eines bei den Bulls zu spüren: eine ordentliche Portion Unsicherheit – gegen einen Gegner, den die Hallenser nur durch ein Videostudium vom Donnerstag kannten. Das erste Drittel verloren die Gastgeber mit 0:1 – durch ein unglückliches Tor von Regensburgs Peter Flache. Dessen eigentlich harmloser Schuss rutschte Keeper Patrik Cerveny durch (14).
Die Bulls hatten aber durchaus ihre Chancen, 14:12 Schüsse zählten die Statistiker. „Wir waren nicht besser, wir waren aber auch nicht schlechter“, meinte Rich zum ersten Drittel. Doch er sah auch teils haarsträubende Passfehler im Spielaufbau, die die Partie auch früh komplett hätten kippen lassen können. Zwei weitere Großchancen erspielten sich die Gäste ironischerweise in Unterzahl, beide Male scheiterten sie am ansonsten guten Bulls-Goalie. „Patrik hat uns einige Male gerettet“, lobte Rich.
Trotzdem war es im ersten Drittel ein Spiel auf Augenhöhe – was sich freilich nach dem ersten Seitenwechsel gravierend änderte. In der 26. Minute erhöhte Regensburgs Top-Angriffsreihe auf 2:0, Benjamin Kronawitter traf – der Startschuss für eine Drangphase der Gäste, in der die Bulls massiv unter Druck gerieten. Spielerisch und vor allem läuferisch dominierten die Bayern die Partie nun, gegen das enorme Tempo wussten die Bulls kaum eigene Angriffsaktionen zu setzen. Einziger Positivpunkt unter einem schwachen zweiten Drittel: Es blieb beim 2:0.
Doch die Bulls kamen zurück. Regensburg agierte im Schlussabschnitt nicht mehr so zwingend. Steven Tarasuk erzielte per Schlenzer von der blauen Linie den Anschlusstreffer zum 1:2 (49.).
Die Bulls waren nun nah dran am Ausgleich, doch die Gäste verteidigten die knappe Führung. „Wir hatten unsere Chancen“, analysierte Coach Rich. „Aber wir machen einfach zu wenig Tore.“
Und so kam es, wie es kommen musste: Die Saale Bulls nahmen den Torhüter vom Eis, um in Überzahl den Ausgleich zu erzwingen. Nathan Robinson vertändelte die Scheibe im Angriffsdrittel. Per Distanzschuss traf Regensburgs Franz Mangold 20 Sekunden vor Spielende zum 3:1 ins leere Bulls-Tor. (mz, 09.03.2018)