mz-web.de: Königstransfer der Saale Bulls – Warum Raphael Joly nach Halle kommt

 

Von Fabian Wölfling

Halle (Saale) – Ein Wort fällt oft, wenn man sich mit Raphael Joly unterhält: „Family“, Familie also. Für den niederländisch-kanadischen Eishockey-Profi ist „Family“ ein zentraler Wert. Nicht nur weil er in Kanada in einer Großfamilie mit sechs Brüdern aufgewachsen ist. „Auch in einer Mannschaft brauchst du eine Family-Mentalität“, betont Joly.

„Family“, das heißt: Jeder ist für jeden da, unterstützt sich gegenseitig. Genau diese Mentalität, glaubt der 29-Jährige, haben die Saale Bulls. „Die Spieler haben Spaß zusammen, stehen aber auch füreinander ein“, ist Jolys Eindruck aus vielen Duellen mit dem halleschen Oberligisten.

Raphel Joly ist der „Königstransfer“ der Saale Bulls

Diese Mentalität war am Ende ein ausschlaggebender Grund, warum sich der vielumworbene Joly für einen Wechsel zu den Bulls entschieden hat. Ein Wechsel, ermöglicht durch erhöhtes finanzielles Engagement der Sponsoren, den Bulls-Präsident Daniel Mischner als „Königstransfer“ bezeichnet, der ein „Signal an die Liga“ sei.

Ein Signal, dass mit den Bulls als Titelanwärter zu rechnen ist. Vor allem aber ein klares Signal, dass die zuletzt massiven Offensivprobleme der Bulls der Vergangenheit angehören.

Schließlich zählte Joly für die Füchse Duisburg in den vergangenen vier Spielzeiten zu den torgefährlichsten Spielern der Oberliga. 319 Tore und Vorlagen gelangen dem niederländischen Nationalspieler in 169 Spielen. Er war in jeder Saison Topscorer seiner Mannschaft, gilt als einer der stärksten Ausländer der Liga.

Raphael Joly wollte weg aus Duisburg

Aber obwohl es für ihn individuell glänzend lief, wollte Joly am Ende nur noch weg aus Duisburg. Weil ihm die so wichtige „Family-Mentalität“ fehlte. Es gab Konflikte mit dem Trainer, der laut Joly nicht verstand, dass der Stürmer nach einer Schulter-OP Zeit brauchte, um zurück zu alter Stärke zu finden. Ihm vorwarf, nicht alles zu geben. Konflikte mit dem Management, das Gehälter schuldig blieb.

Konflikte aber auch innerhalb des Teams. „Die Mannschaft war talentiert, aber keine Family. Die Mitspieler haben nicht hinter mir gestanden, wenn es zu Auseinandersetzungen kam“, klagt Joly.

Mehr als 300 Strafminuten in Duisburg

Dafür muss man wissen, dass der Linksschütze nicht nur treffsicher, sondern auch ein williger Zweikämpfer ist, wenn nötig sogar mit den Fäusten. Daher ist nicht nur die Zahl seiner Torbeteiligungen rekordverdächtig, sondern auch die Zahl seiner Strafminuten – mehr als 300 sammelte Joly in Duisburg. „Ich liebe es Tore zu schießen, aber auch körperbetonten Eishockey alter Schule zu spielen.“

Genau diese Spielweise will er nun auch in Halle zeigen, wo Joly glaubt, nach dem enttäuschenden Ende in Duisburg wieder eine „Family“ gefunden zu haben. Da sind die positiven Eindrücke von den Bulls-Spielern aus den Duellen in der Oberliga, da sind aber auch die positiven Eindrücke von seinem Besuch in Halle.

Freundin von Raphael Joly ist Profifußballerin

Nachdem Joly Ende April mit den Niederlanden bei der Weltmeisterschaft der dritthöchsten Spielklasse den Aufstieg in die zweithöchste Nationalmannschaftsebene geschafft hatte, besuchte er mit Freundin Sofia Nati die Stadt. Die Deutsch-Griechin ist wie Joly Profisportler, spielt Fußball für den PSV Eindhoven. „Uns beiden hat Halle sehr gut gefallen. Es ist nicht zu groß und es gibt viel Grün und Wasser.“ Das sei ideal um mit seinem Hund, ein Pitbull, rauszugehen.

Vor allem überzeugte ihn aber das Vereinsumfeld der Bulls. „Die Bedingungen hier sind sehr professionell“, sagt Joly. „Das alles zusammengenommen hat mich überzeugt, dass Halle der richtige Ort für einen Neustart ist.“

Raphael Joly will die Meisterschaft gewinnen

Den verbindet er mit einem großen Ziel: „Ich will die Meisterschaft gewinnen“, sagt Joly und erklärt: „In Duisburg hatten wir viel Talent, aber nicht jeder wollte kämpfen. Hier haben wir Talent und eine Family-Mentalität.“ Damit, ist Joly überzeugt, „kannst du alles gewinnen“. (mz, 06.06.2018)

 

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