Von Fabian Wölfling
Halle (Saale) – An seinem „großen Tag“, wie er selbst sagt, ist Michal Bezouska erstaunlich entspannt. Minuten, bevor aus dem Tschechen offiziell ein Deutsch-Tscheche wird, scherzt er noch über die Kleiderfrage. „Ich wollte wegen der Hitze eigentlich erst ein kurzärmliges Hemd anziehen“, erzählt der Eishockey-Profi. „Aber dann sehe ich aus wie ein Busfahrer.“ Also wählte der 31-Jährige lieber ein langärmeliges Hemd für seinen großen Moment.
Eine gute halbe Stunde später ist der gekommen. Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) überreicht Bezouska im Stadthaus die Einbürgerungsurkunde. Zu den daraufhin Applaudierenden im Publikum zählt auch Daniel Mischner, Präsident der Saale Bulls. Der Eishockey-Oberligist profitiert direkt von der Einbürgerung Bezouskas.
Michal Bezouskas kommt von Rostock Piranhas nach Halle
In den vergangenen acht Jahren stürmte der nämlich als Importspieler durch die Liga. Zuletzt für die Rostock Piranhas. Die Regularien der Oberliga erlauben aber nur zwei Ausländer pro Team. Daher sind starke Spieler, die zwei Staatsbürgerschaften besitzen, äußerst begehrt.
Mit den Deutsch-Kanadiern Mark Heatley und Kyle Helms haben die Saale Bulls für die neue Saison bereits zwei verpflichtet. Bezouska ist nun der Dritte. Am Tag seiner Einbürgerung gaben die Bulls auch die Verpflichtung des Angreifers offiziell bekannt. „Wir hatten schon länger ein Auge auf ihn, auch als er noch keinen deutschen Pass hatte“, erzählt Präsident Mischner nach der Zeremonie. „Dass sich nun diese Möglichkeit ergab, hat natürlich perfekt gepasst.“
Im Gegensatz zu Helms, deutscher Vater, und Heatley, in Freiburg geboren, hat sich Bezouska die zweite Staatsbürgerschaft erarbeitet. „Ich bin seit 2011 und damit acht Jahren in Deutschland, lebe und arbeite hier“, erzählt er. „Dazu habe ich den Sprach- und Einbürgerungstest bestanden. Wenn du das alles erfüllst, kannst du eingebürgert werden.“
Für den Neu-Deutsch-Tschechen war das nicht nur wegen der nun größeren Möglichkeiten im deutschen Eishockey-System attraktiv. „Ich kann mir auch vorstellen, nach der Karriere in Deutschland zu bleiben. Auch deshalb habe ich die zweite Staatsbürgerschaft beantragt.“
Michal Bezouska mit starken Zahlen in der Eishockey-Oberliga
Noch ist das Karriereende aber ein weit entfernter Gedanke. Bezouska will nun erstmal in Halle sportlich überzeugen. „Ich versuche das Spiel zu lesen, bin ein Zocker“, beschreibt er sich selbst. Seit sich Bezouka 2011 dem Königsborner JEC anschloss, zählte er so zu den offensivstärksten Spielern der Oberliga. In bisher 303 Spielen hat er 263 Tore erzielte und 257 vorbereitet.
Die, zumindest nominell, bereits hohe Angriffsstärke der Bulls, erhöht der Zugang noch einmal deutlich. „Wenn man die Zahlen liest, kann er uns nur gut tun“, sagt Mischner. „Aber auch menschlich passt das.“ Tatsächlich ist Bezouska ein lockerer Typ, der eben auch an seinem „großen Tag“ Witze reißt.
Die neue Staatsbürgerschaft bringt übrigens auch auf dem Trikot eine kleine, für Bezouska aber wichtige Änderung mit sich. „Jetzt spiele ich mit zwei Flaggen auf dem Rücken“, freut er sich. Neben der tschechischen prangt dort künftig auch die deutsche. (mz, 12.06.2019)
Stand der Kaderplanung bei den Saale Bulls
Abgänge: Nathan Burns, Maximilian Schaludek, Alexander Zille, Tim May, Dominik Patocka, Tim Marek, Maximilian Spöttel, Henning Schroth, Jonas Gerstung, Justin Schrörs, Jan-Niklas Pietsch, Marius Stöber, Philipp Schneider
Zugänge: Kyle Helms, Mark Heatley, Michel Weidekamp, Sebastian Albrecht, Michal Bezouska
Vertragsverlängerungen: Chris Francis, Finn Walkowiak, Eric Wunderlich, Johannes Ehemann, Kai Schmitz