Von Christoph Lesk und Fabian Wölfling
Halle (Saale) – Das Gespräch am Mittwochmittag mit Präsident Daniel Mischner dauerte 30 Minuten. Danach wusste Herbert Hohenberger, dass er nicht mehr länger Trainer der Saale Bulls ist. Nach einem enttäuschenden Start in die Eishockey-Oberliga-Saison muss der Österreicher nach nur zwölf Spielen und lediglich fünf Siegen, die Platz neun bedeuten, gehen. Seinen Posten übernimmt mit Ryan Foster ein alter Bekannter.
Der 45-jährige Austro-Kanadier sprang bereits am Ende der abgelaufenen Saison ein, nachdem Dave Rich entlassen worden war. Er führte den Verein ins Viertelfinale der Playoffs, wo die Mannschaft am Ende chancenlos am späteren Aufsteiger Landshut scheiterte. Foster erhält einen Vertrag bis Ende der Saison 2020/21.
Er nutzte eine Ausstiegsklausel in seinem Arbeitspapier beim Nachwuchs der österreichischen Nationalmannschaft und landete bereits am Mittwochabend in Berlin. Noch am gleichen Tag fand im Hotel ein Treffen mit Mischner statt. Am Donnerstag leitet er das erste Training. Die Einheit am Mittwoch hatte noch Kapitän Kai Schmitz übernommen. Warum Hohenberger gehen musste und wo der Verein noch Nachholbedarf hat, darüber sprach Christoph Lesk mit Präsident Daniel Mischner.
Wann haben Sie die Entscheidung getroffen, dass Herbert Hohenberger gehen muss?
Daniel Mischner: Die ist nach dem Spiel gegen Hamburg gefallen. Wir haben in dieser Saison nur ein überragendes Spiel gegen Hannover gemacht. Dann macht man sich über die Zeit seine Gedanken. Ich habe nicht mehr daran geglaubt, dass sich die Mannschaft allein aus dem Dreck ziehen kann. Deshalb mussten wir reagieren. Ich hoffe, dass die Mannschaft durch einen neuen Impuls das abruft, was sie kann.
Woran ist der Trainer, der bereits vor zwei Jahren kommen sollte und ein Wunschkandidat war, letztlich gescheitert?
Ich werde jetzt nicht nachtreten. Aber der Trainer ist nicht allein Schuld, das weiß ich. Auch die Mannschaft hat einen gehörigen Anteil an der Lage. Ich habe den Spielern auch gesagt, dass es an ihnen liegt, sich zusammenzuraufen. Einige haben bislang zu wenig Leistung gezeigt und auch zu wenig investiert, um eine Gemeinschaft zu werden. Das zeigt sich bei den Spielen. Vor der Saison haben viele vom Aufstieg gesprochen. Anspruch und Wirklichkeit sind weit auseinander.
Sie sagen, die Mannschaft funktioniert aktuell nicht. Wer hat diese im Sommer zusammengestellt?
Herbert Hohenberger hatte seit Ende der vergangenen Saison einen Vertrag, war also voll involviert, wer die Mannschaft verlässt, wer bleibt und wer neu kommt. Ich habe nicht einen Spieler ohne sein Wissen verpflichtet. Da kann er sich nicht von freisprechen.
Die Chemie stimmt nicht, die einzelnen Mannschaftsteile können nicht abrufen, was sie können. Wurden vor der Saison falsche Spieler abgegeben?
Über so etwas denke ich dauernd nach. Auch in den vergangnen Jahren. Schließlich möchte man immer die perfekte Mannschaft zusammenstellen. Aber es ist alles sehr hypothetisch, weil man es nie erfahren wird und auch nicht mehr ändern kann. Aber ich kann sagen, dass meine Firma (Agentur im Online-Marketing, Red.) ein Ponyhof im Vergleich zum Verein ist. Da schließe ich die Bürotür zu und gut ist. Beim MEC grüble ich stellenweise Tage und Nächte.
Aus wirtschaftlicher Sicht leistet der Verein gute Arbeit. Doch personell wurden in der Vergangenheit viele Fehler gemacht. Ist es notwendig, einen sportlichen Leiter zu installieren?
Ja, das ist es. Diesen wird es auch ab der kommenden Spielzeit geben. Da haben wir noch viel Nachholbedarf. Denn auch die anderen Teams schlafen nicht, investieren mehr Geld in ihre Kader. Die Leistungsdichte wird deshalb immer höher. Vermeintliche Punktelieferanten wie in den Vorjahren gibt es jetzt allerdings nicht mehr.
Nicht nur im Bezug auf den Kader wurden Fehler gemacht. Herbert Hohenberger war der sechste Trainer in den vergangenen fünf Jahren. Wieso fehlt es an Konstanz auf dieser Position?
Der Klub hat sich seit 15 Jahren immer weiter entwickelt. Die Erwartungshaltung in Halle ist sehr groß. Sowohl bei uns, als auch bei den Fans und Sponsoren. Dem möchtest du natürlich genügen. Und wenn es nicht läuft, musst du natürlich schauen, dass du reagierst. Denn wir wollen Erfolg und auch die Fans. Und wir wollen diese nicht verlieren. Mit vielen Trainerwechseln fehlt auch die Kontinuität im Kader. Jeder Trainer hat seine eigenen Ideen und Vorstellungen. Neben der Enttäuschung kostet uns das auch viel Geld. (mz, 07.11.2019)