Nach der grandiosen Aufholjagd am Freitag und dem Überraschungssieg gegen den Tabellenersten Hannover Scorpions stand schon heute das nächste Auswärtsspiel für die Saale Bulls an. Gut, die Anreise war kurz und überschaubar, denn es ging nur nach Leipzig, dort stand das zweite mitteldeutsche Derby der Saison auf dem Plan. Das Team um Kapitän Kai Schmitz hatte nicht nur durch den Freitagssieg Rückenwind, auch der Wunsch nach Revanche pushte sie wohl obendrein. Doch Vorsicht war geboten, denn zum einen haben Derbys ihre eigenen Gesetze und zum anderen war das erste Aufeinandertreffen in dieser Saison beim Heimspiel im Sparkassen-Eisdom bekanntermaßen komplett missglückt, Leipzig feierte beim 0:4 sogar einen Shutout.
Wer die letzten Spiele der Bulls jedoch aufmerksam verfolgt hat, konnte sehen, dass sich einiges bei den Saalestädtern getan hatte – sie waren als wirkliches Team zusammengewachsen. So konnte man davon ausgehen, dass sie – wie bereits am Freitag – den erneuten verletzungsbedingten Ausfall von Tim May, Artur Tegkaev und Frantisek Wagner gut kompensieren werden. Der Kurs für die Partie gegen die Sachsen war klar – es sollte bzw. musste eine noch bessere Leistung als am Freitag abgerufen werden, besser, weil man natürlich nicht wieder einem Rückstand hinterherrennen wollte. So starteten die Saale Bulls entsprechend offensivstark in das Derby, ohne dabei die defensive zu vernachlässigen.
Mit dieser Taktik konnten sie nicht nur die Angriffe der Hausherren unterbinden, sondern hatten auch die ersten Gelegenheiten zu Torschüssen auf ihrer Seite. Diese Anläufe zahlten sich dann auch recht schnell aus, denn bereits nach 1,5 Minuten traf Tatu Vihavainen zur 0:1-Führung. Das gefiel den Hausherren natürlich nicht, sie legten einen Zahn drauf und auch die Härte nahm auf dem sächsischen Eis zu. Mit gefährlichen Folgen für Halle, dann man geriet innerhalb einer halben Minute gleich in doppelte Unterzahl. Die Möglichkeit zum Ausgleich wurde Leipzig auf dem Tablett serviert.
Bezeichnend für das gesamte Spiel: Die Bulls konnten die Angriffe die IceFighters sogar mit zwei Mann weniger auf dem Eis gut stoppen und den Ausgleich der Gastgeber vereiteln – nicht zuletzt auch durch den hervorragend aufgelegten Sebastian Albrecht im Hallenser Tor. Nach der überstandenen Unterzahl ging es für die Saalestädter sofort wieder in die Offensive. Als in der 15. Minute die Leipziger ihre erste Strafzeit kassierten, konnten die Bulls nun zeigen, wie man den Überzahlvorteil für ein Tor richtig nutzt. Auf Vorlage von Sergej Stas netzte Jannik Striepeke in der 17. Minute zum 0:2 ein.
Kurz vor der ersten Pause kassierten die IceFighters erneut eine Strafe und so ging es mit der Führung der Hallenser und noch knapp zwei Minuten Überzahl im Mittelabschnitt weiter. Und auch diese Chance ließen die Bulls nicht liegen. Kurz vor Ablauf der Strafe schoss Vihavainen in Richtung Leipziger Tor, der Puck wurde (natürlich ungewollt) durch einen Leipziger Verteidiger abgefälscht und landete im Tor. So konnte der MEC seine Führung bereits auf 0:3 ausbauen und auch im weiteren Spielverlauf gelang es ihnen, die Angriffsversuche der Hausherren gut abzublocken.
Natürlich erhöhte Leipzig nun den Druck, aber egal, was sie versuchten und egal, wie viele Schüsse sie auf unser Tor abgaben, ihnen fehlte heute offenbar das Scheibenglück. Das Ganze schien inzwischen ein Abziehbild des ersten Derbys zu sein, nur genau seitenverkehrt. Im November waren es die IceFighters, die in Halle das Spiel bestimmten und keinen Treffer der Bulls zuließen. Doch auch wenn die 3-Tore-Führung sehr komfortabel schien, spätestens seit Freitag ist wohl jedem Fan klar, dass ein Eishockeyspiel ganz schnell gedreht werden kann. Halle musste also auch die letzten zwanzig Minuten hochkonzentriert weiterarbeiten, um den Sieg nicht noch aus der Hand zu geben.
Erwartungsgemäß versuchten die IceFighters im letzten Drittel alles, um möglichst schnell das erste Tor zu erzielen, um sich die Chance auf eine Wendung im Spiel zu bewahren. Dies gab den Hallensern mehr Raum für schnelle Konter. So bekam Max Pietschmann in der 51. Minute eine solche Gelegenheit – nach Zuspiel von Denis Gulda erhöhte er den Spielstand auf 0:4. Spätestens jetzt war zu spüren, dass Leipzig das Spiel aufgab und nur noch für den Ehrentreffer kämpfte. Doch wie in Halle schien es, auch wenn das Spiel noch eine Stunde länger gedauert hätte, die Abwehrfront der Bulls war heute einfach nicht zu überwinden und Sebastian Albrecht konnte nach 60 Minuten seinen nächsten Shutout in dieser Saison feiern.
Somit können die Saale Bulls das Wochenende erfolgreich mit den vollen sechs Punkten und vor allem mit der gelungenen Revanche für das verlorene erste Derby (bei gleichem Torverhältnis) abschließen. Für sie ist der Auswärtsmarathon aber noch nicht vorbei, denn schon am Dienstag geht es für sie nach Hamm, wo die Eisbären – die man am vergangenen Dienstag zu Hause mit 9:3 besiegt hatte – auf sie warten. Wenn die Bulls ihr konzentriertes Spiel auch dort aufs Eis bringen, dann können wieder Punkte drin sein, um so den gerade erkämpften dritten Tabellenplatz zu behalten.
Torschützen:
0:1 Tatu Vihavainen – 2.
0:2 Jannik Striepeke – 17.
0:3 Tatu Vihavainen – 21.
0:4 Max Pietschmann – 51.
Tore: 0:4 (0:2/0:1/0:1)