Bereits die Vorzeichen im Vorfeld der Auswärtspartie am Pferdeturm ließen erahnen, dass die Saale Bulls vor einer schweren Aufgabe stehen würden. Auf der einen Seite mit der Heimmannschaft das aktuell heißeste Team der Liga, konnten die Hannover Indians doch die letzten neun Partien allesamt für sich entscheiden, welches im Fernduell mit Leipzig im Kampf um Rang vier zum siegen verdammt war. Auf der anderen Seite eine personell dezimierte hallesche Mannschaft, der aus einer Corona-Zwangspause kommend lediglich elf Feldspieler zur Verfügung standen. Doch aus Respekt und sportlicher Fairness der Liga und den Gegnern gegenüber, war es eine Selbstverständlichkeit, trotz des überschaubaren Kaders die Reise nach Niedersachsen anzutreten.
Interimstrainer Kai Schmitz, der erneut Head Coach Ryan Foster hinter der Bande vertrat, musste auf Dennis Gulda, Finn Walkowiak, Sören Sturm, Erik Hoffmann, Pascal Grosse, Dennis Schütt, Sergej Stas und Lukas Valasek verzichten, konnte jedoch nach sechs Wochen verletzungs- und krankheitsbedingter Pause wieder auf Joonas Niemelä zurückgreifen. Im Tor schenkte Schmitz Eric Steffen das Vertrauen, als Kapitän agierte Tatu Vihavainen – der somit nun der erst vierte Importspieler der Vereinsgeschichte ist, der die Bulls mit einem „C“ aufs Eis führte.
Von Beginn an machten die Hausherren deutlich, dass sie ihre Chance auf den vierten Platz und somit das Heimrecht wahren wollten. Der ECH war die dominantere und spielbestimmendere Mannschaft, ohne das die Bulls jedoch chancenlos waren. Wer weiß, welchen Verlauf die Partie genommen hätte, wenn David Misserotti-Böttcher im Indians-Gehäuse kurz nach Spielbeginn nicht mit einem Monstersave die Großchance von Vihavainen nach schöner Passstaffette mit Niemelä und Patrick Schmid vereitelt hätte. Doch wie heißt es so schön: Hätte, hätte, Gegentreffer. Denn genau jenen kassierte man kurz darauf durch Igor Bacek, der seinen Farben in der sechsten Minute aus halblinker Position abziehend in Führung schoss. In einer schnellen Partie, in der die Gastgeber die zwingenderen Möglichkeiten hatten, baute Tobias Möller mit einem für Steffen verdeckten und vor einem Schläger abgefälschten Schuss von der blauen Linie die Führung des ECH aus und sorgte für den ersten Pausenstand.
Aus der Kabine kommend dauerte es gerade einmal 105 Sekunden, bis die 2.478 Zuschauer am Pferdeturm, sofern sie denn Anhänger der Indians waren, erneut jubeln durfte. Kyle Gibbons, der im ersten Drittel bereits zwei, drei hochkarätige Chancen liegen ließ, sorgte per Rückhandschuss für die 3:0-Führung der Gastgeber, welche acht Minuten später weiter ausgebaut werden konnte – durch einen, und so ehrlich muss man trotz eines vierten Gegentores sein, sehenswerten und den zweifelsohne schönsten Treffer der Partie. Parker Bowles tankte sich durch die hallesche Abwehr durch, zog die Aufmerksamkeit auf sich und bediente mit einem genialen Pass seinen kongenialen Sturmpartner Bacek, der nur noch die Kelle hinhalten musste.
Im Schlussabschnitt ein ähnliches Bild wie die beiden Drittel zuvor, wie auch der Blick auf die Schussstatistik verrät: Dort finden sich in Summe schlussendlich 44:23 (15:7, 14:8, 15:8) Torschüsse wieder, der ECH hatte die Partie im Griff. Und wie in den zwei Abschnitten zuvor konnte die Hausherren auch in den letzten zwanzig Minuten zweimal einnetzen, Robin Palka war per Doppelpack erfolgreich. Am Ende stand aus hallescher Sicht ein 0:6 und somit das erste torlose Spiel in der laufenden Hauptrunde auf der Anzeigentafel, während auf der anderen Seite des Eise die Indians ihren höchsten Sieg gegen den MEC überhaupt bejubelten und sich Miserotti-Böttcher, der sich auch eine Torvorlage zum 5:0 gutschreiben lassen konnte, seinen zweiten Saison-Shutot feierte.
Sicherlich ein Ergebnis, dass man sich auf hallescher Seite ein wenig anders vorgestellt hatte, doch ob der Voraussetzungen und Bedingungen vor Spielbeginn nicht wirklich überraschte. Bereits am morgigen Sonntag steht das letzten Hauptrundenspiel für die Saale Bulls an, bevor dann die heiße Phase der Saison, die Playoffs um den DEL2-Aufstieg, beginnt – und erst dann zählt es so richtig! (Jy)
Hannover Indians – Saale Bulls Halle 6:0 (2:0, 2:0, 2:0)
1:0 (05:50) Bacek (Bowles, Kiss)
2:0 (13:03) Möller (Schubert, Bowles)
3:0 (21:45) Gibbons (Kiss, Palka)
4:0 (30:50) Bacek (Bowles, Pohanka)
5:0 (48:53) Palka (Gibbons, Böttcher-Miserotti)
6:0 (59:58) Palka (Gibbons, Möller – PP1)
2:0 (13:03) Möller (Schubert, Bowles)
3:0 (21:45) Gibbons (Kiss, Palka)
4:0 (30:50) Bacek (Bowles, Pohanka)
5:0 (48:53) Palka (Gibbons, Böttcher-Miserotti)
6:0 (59:58) Palka (Gibbons, Möller – PP1)
Strafminuten: Indians 8, Halle 8