November 2008: Die Saale Bulls reisen zum Punktspiel nach Peiting, das damalige Stadionheft berichtet wie folgt: „Die Wirklichkeit ist (…) trist – besonders für die Hallenser. Hinter unzähligen Fußball-Klubs im Umfeld [des Ballungsraums Halle-Leipzig] und dem sportlich wie finanziell übermächtigen Eishockeykonkurrenten Blue Lions Leipzig ist man kaum mehr als das fünfte Rad am Wagen.“
März 2022: Der Meistersekt ist alle, die Meisterbratwürste verdaut, das Meisterbanner enthüllt – und somit die Hauptrunde der Oberliga Nord 2021/22 Geschichte – aus dem „fünften Rad“ wurde der Nord-Champion! Doch Head Coach Ryan Foster deutete es bereits vor den Feierlichkeiten am vergangenen Sonntag an: Jetzt geht es von vorne los, mit den Playoffs beginnt die heiße Saisonphase. Eine Phase, auf die die Saale Bulls seit knapp drei Jahre warten mussten: Im März 2019 schied man im Viertelfinale gegen den späteren DEL2-Aufsteiger, den Landshuter EV, aus. Die folgende Spielzeit wurde unmittelbar von den Playoffs pandemiebedingt abgebrochen und in der vergangenen Saison sorgten Coronafälle im halleschen Kader für ein abruptes Ende aller Aufstiegsträume.
Nun heißt es also im Sparkassen-Eisdom wieder PLAYOFFS BABY, die Saale Bulls treffen im Achtelfinale auf den EC Peiting aus der Oberliga Süd. Der Eissport in Peiting, einer oberbayerischen Marktgemeinde mit knapp 12.000 Einwohnern, hat eine lange Tradition. Zunächst beim TSV Peiting angesiedelt wurde die Eishockeyabteilung 1973 in den EC Peiting ausgelagert, welcher seit der Saison 2000/01 der Südliga zugehörig und „damit der dienstälteste Club der Liga“ ist, wie auf der ECP-Homepage nachzulesen ist. Die Hauptrunde der aktuellen Spielzeit schlossen die Peitinger auf dem achten Platz ab, erst nach zwei Siegen gegen Lindau in den Pre-Playoffs sicherte sich der dreifache Oberliga Süd-Meister (2012, 2013, 2019) das Achtelfinalticket.
Der Top-Scorer des Südligisten in der Hauptrunde war der niederländische Angreifer Nardo Nagtzaam, der die Oberliga Nord aus seiner Zeit bei den Moskitos Essen (2016/17) sowie den Tilburg Trappers (2017-2019) bestens kennt und seit drei Jahren für den ECP stürmt. Die weiteren Kontingentspieler des ECP sind der tschechische Verteidiger Lukas Motloch sowie der kanadische Stürmer Shane Heffernan, die sich beide erst Ende Januar den Oberbayern anschlossen, nachdem diese sich vom Finnen Eetu-Ville Arkiomaa getrennt hatten. Den Luxus, gleich drei Importspieler im Kader zu haben, leistet sich der ECP bewusst, da zeitnah mit einem deutschen Pass für Nagtzaam gerechnet wird. Neben dem Niederländer werden die Peitingen am Freitag mit Heffernann als zweiten Ausländer auflaufen, der Tscheche Motloch hat sich mit einer Spieldauer-Disziplinarstrafe im zweiten Pre-Playoff-Spiel um einen Einsatz in Halle gebracht.
Der aus hallescher Sicht sicherlich bekannteste Name im Kader Peitings ist der von Marco Habermann, der 2015/16 für den MEC stürmte (45 Spiele, 20 Tore, 47 Punkte) – unter dem damaligen Bulls-Coach Ken Latta, der seinerseits 1997 in seinem ersten Trainerjahr hinter der Bande des ECP agierte. Ob Habermann jedoch an alter Wirkungsstätte ins Spielgeschehen eingreifen kann ist ungewiss, musste der Angreifer doch die letzte Partie vorzeitig mit dem Verdacht eines Rippenbruchs beenden. (Jy)