Halle/Selb. Als am Freitagabend der Puck im Sparkassen-Eisdom zum Eröffnungsbully der Partie der gastgebenden Saale Bulls gegen die Selber Wölfe aus der DEL2 eingeworfen wurde, ahnte noch niemand, dass es ein Abend diverser Premieren werden sollte.
Die Bulls, in der bisherigen Vorbereitung nach drei Partien noch ohne Erfolgserlebnis, zeigten von Beginn an, dass man dieser Serie nur allzu gerne ein Ende bereiten und sich für die Trainingseinheiten der letzten Wochen belohnen möchte.
„Die Kondition hat sich bei uns verbessert, deswegen können wir jetzt auch viel Druck machen“, so Lukas Valasek nach dem ersten Drittel, in dem Niklas Hildebrand den Nordmeister auf Vorlage von Valasek nach exakt zwei Minuten in Führung brachte. „Wir haben wenig zugelassen und Selb kaum in unser Drittel gelassen. Wir sind die deutlich bessere Mannschaft nach den ersten zwanzig Minuten“, so der 25-Jährige. „Wir wollen jetzt alle den ersten Saisonsieg.“
Wortgefechte und Hagel an Strafminuten
In einer körperlich robust geführten Partie mit am Ende 44 Strafminuten war kein Klassenunterschied zu erkennen, beide Mannschaften agierten auf Augenhöhe – sehr zur Überraschung der Gäste aus Oberfranken. „Wir wussten, dass Halle hart kommt, gerade Zuhause. Da waren wir nicht ganz bereit, vor allem im ersten Drittel“, so Wölfe-Kapitän Richard Gelke, im Anschluss an den zweiten Abschnitt, in dem Brett Thompson für den Ausgleich des Zweitligisten verantwortlich zeichnete, ehe Bulls-Defender Vojtech Suchomer für die erste Premiere des Abends sorgte: In seiner 99. Partie im MEC-Trikot konnte sich der 28-Jährige erstmals als Torschütze auf dem Spielberichtsbogen verewigen. Macht das Lust auf mehr? „Klar!“, so die eindeutige Antwort des Linksschützen im Nachgang eines Duells, welches die Gäste mit dem Ausgleichstreffer drei Minuten später wieder auf Anfang setzten.
Im Schlussabschnitt bot sich dann beiden Teams die Chance, in Überzahl für die Vorentscheidung zu sorgen, doch blieben die jeweiligen Überzahl-Situationen ungenutzt. Während die Bulls verpassten, aus einer knapp zweiminütigen 5:3-Überzahl Kapital zu schlagen, so konnten auch die Gäste aus der Porzellanstadt eine in der 57. Minute gegen Bulls-Angreifer Tatu Vihavainen ausgesprochene 2+2-Strafe im Powerplay nicht in einen Torerfolg ummünzen – im Gegenteil: Wölfe-Angreifer Thompson, der bis dahin schon mehrmals die Strafbank aufsuchen musste und sich von dort aus ein über das Kampfgericht ausgetragene, nicht jugendfreie Wortgefecht mit Bulls-Kapitän Mathieu Tousignant lieferte, kassierte 0,3 Sekunden (!) vor der Schlusssirene die nächste kleine Strafe – und Tousignant nutze dieses sich daraus bietende Überzahlspiel in der 62. Minute zum Siegtreffer für die Saale Bulls.
Defensivarbeit zahlt sich aus
Nicht nur, dass der Kanadier damit für den ersten Saisonsieg des Nordmeisters sorgte, es war zugleich im 15. Duell mit einem Zweitligisten der erste Erfolg der Bulls überhaupt gegen einen Gegner aus der nächsthöheren Liga! „Das war eine brutale Mannschaftsleistung. Wir haben als Team gearbeitet und geackert und wussten, dass wir dann auch eine Chance haben“, so Suchomer. „Wir haben jetzt drei Spiele in Folge verloren und wollten nun auch das erste Mal gewinnen.“
Einer der Schlüssel zum Erfolg zwar zweifelsohne die Verteidigung der Händelstädter, die zuvor in drei Partien 18 Gegentreffer hinnehmen musste. „Wir haben die Defensivarbeit explizit trainiert. Wir haben unsere Fehler von den letzten Spielen noch einmal angeschaut und haben es heute besser gemacht“, so Halles Nummer 51 nach dem dritten Erfolg in Serie gegen die Porzellanstädter.
Kein Profit aus Überzahlsituationen
Das Rückspiel am Sonntagabend (Anbully 18.30 Uhr) verloren die Bulls beim höherklassig spielenden Gegner. Die Gastgeber machten gleich im ersten Drittel den Sack zu und gingen 4:1 in Führung. „Wir sind schlecht in das Spiel gestartet und hatten Probleme damit, die Linie der Schiedsrichter anzunehmen. Dadurch lagen wir sehr schnell durch dumme Strafen hinten“, erklärt Coach Marius Riedel.
Den Rückstand konnte das Team nicht mehr aufholen und verlor in der Fremde das zweite Spiel des Wochenendes mit 1:5 (1:4, 0:1, 0:0). Den Ehrentreffer erziele Mathieu Tousignant. Im zweiten Drittel habe die Mannschaft dann besser ins Spiel gefunden, konnte allerdings im gesamten Spiel zu wenig aus den Überzahlsituationen machen, so Riedel. „Wir müssen zukünftig einfach disziplinierter sein, da wir in fünf gegen fünf unsere Stärken ausspielen können“, so die Ansage vom Cheftrainer.
(Jy & steri)