Halle. Was war das für ein Willensleistung am Freitag am Pferdeturm: Mit lediglich elf Feldspielern inklusive Neuzugang Thomas Gauch angereist, stellten sich die Saale Bulls der Herausforderung und setzten sich schlussendlich gegen die Hannover Indians durch, wobei Gauch mit seinem Premierentreffer im Premierenspiel im MEC-Trikot für den Schlusspunkt unter die Partie verantwortlich zeichnete.
Mit zwei Siegen und sechs Punkten aus drei Spielen stehen die Bulls aktuell auf Tabellenrang sechs und stehen nun vor der vermeintlich leichten Aufgabe, am Sonntag nachzulegen und gegen das momentane Schlusslicht, die TecArt Black Dragons Erfurt, die nächsten Zähler einzufahren. Auf dem Papier eine scheinbar eindeutige Sache, doch – die Phrasen-Schwein-Kenner wissen es –, „die Wahrheit liegt auf dem Eis.“
Und da waren die Thüringer im „kleinen Derby“ von jeher immer unangenehme Gegner. Und auch am Sonntag werden die Drachen versuchen, den Bulls ein Bein zu stellen und ihrerseits den ersten Sieg der Saison einzufahren. Nach der abgelaufenen Spielzeit erlebten die Drachen einen personellen Aderlaß zum Teil langjähriger Leistungsträger (Sean Fischer, Felix Schümann, Kyle Beach, Thomas Schmid, André Gerartz), den es zu kompensieren gilt. Dafür lotste man unter anderem Tim May und Michal Bezouska in die thüringische Landeshauptstadt, mit Alexandre Ranger und D’Artagnan Joly, Bruder von Head Coach Raphael Joly, schenkt man zwei Deutschland-Neulingen – neben dem Litauer Arnoldas Bosas, der aufgrund einer Matchstrafe gesperrt ist – das Vertrauen auf den Importstellen. Zusammen mit den gehaltenen Spielern haben die Drachen einen interessanten Kader, mit dem die aktuelle Tabellensituation lediglich eine Momentaufnahme ist.
In ungewöhnlichen, weil einstelligen Tabellenregionen bewegen sich – rückblickend bezogen auf die vergangenen beiden Jahre – aktuell die Hammer Eisbären, der nächste Gegner der Bulls am kommenden Dienstag. Leuchtete quasi ununterbrochen stets die Rote Laterne am Maxipark, so scheinen die Eisbären nun in ihrem dritten Oberliga-Jahr in der Liga angekommen zu sein. Analog Kai Schmitz in Halle fungiert in Hamm jetzt der langjährige Angreifer Ibrahim Weißleder als Sportlicher Leiter, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die standortbezogenen Voraussetzungen zu verbessern, zu optimieren und zu professionalisieren.
Ihm ist es nicht nur gelungen, mit Kyle Brothers den letztjährigen Liga-Top-Scorer (102 Punkte) weiter an den Club zu binden, auch Chris Schutz, mit 50 Treffern Top-Torschütze der gesamten Liga, hält den Eisbären die Treue. Hinzu kommen Neuzugänge wie Kevin Lavalleé oder Artur Tegkaev, die sicherlich auch so manch anderer Oberligist gerne im Kader hätte. Es bleibt spannend zu sehen, wie sich der Eishockeystandort Hamm in den kommenden Wochen und Monaten entwickelt. Objektiv betrachtet dürften die Eisbären als jenes Team gelten, welchem die größte Überraschung zuzutrauen ist.
Zwei Heimspiele für die Saale Bulls binnen drei Tagen. Es gibt sicherlich kräfteschonendere Beschäftigungen für das Team, zumal nicht klar ist, in welcher Besetzung und mit wie viel Mann angetreten werden kann. Aber das sie es können, haben sie ja bereits am Freitag am Pferdeturm gezeigt – Wiederholung gewünscht!
(Jy)