Halle. Das Eis ist abgetaut, die Saisonabschlussfeier Geschichte, alle Trikots versteigert und die Spieler verabschiedet und in ihrer Heimat. So war es zumindest in den vergangenen knapp zwei Jahrzehnten Mitte April bei den Saale Bulls. Und dieses Jahr? Wird das Eis weiterhin gekühlt, ist die Fan-Party noch nicht einmal terminiert, sind die Jerseys weiterhin in Benutzung und das gesamte Team weiterhin in Halle. Und warum? Weil das Team von Head Coach Marius Riedel Geschichte geschrieben hat, sich mit dem Auswärtserfolg in Weiden – dem ersten Halbfinalsieg überhaupt – in die Serie gegen die Blue Devils zurück gekämpft und (mindestens) ein weiteres Duell erzwungen hat.
Es fehlen einem ein wenig die Worte, um die am Mittwochabend in der Weidener Hans-Schröpf-Arena gebotene Leistung angemessen darzustellen. Mit einem personell dezimierten Kader angereist, sah man sich gegen D I E diesjährige Übermannschaft aus der Oberliga Süd nach einer halben Stunde und einem 0:2-Rückstand – sowohl in der Serie als auch dem dritten Duell – bereits vor dem Aus, verlor zudem mit Erik Hoffmann und Tatu Vihavainen während der Partie zwei weitere Leistungsträger. Und was machen die Bulls? Rücken noch näher zusammen und wachsen über sich hinaus! Nicht nur, dass man mit zwei schnellen Anschlusstreffern die Partie zunächst ausgleichen konnte, drehte man – wie schon des Öfteren im Saisonverlauf – im Schlussabschnitt richtig auf und legte drei weitere Tore nach. Die Fitness stimmt, die Moral sowieso. Und nun? Steht Spiel vier auf dem Programm. Spiel VIER! Wer hätte das nach der deutlichen Auftaktniederlage in der Oberpfalz für möglich gehalten.
Sieben Kufencracks fehlen unserem Cheftrainer Marius Riedel Definitiv im Fight um den Serienausgleich: die drei Verteidiger Thomas Gauch, Vojtech Suchomer und Dennis Schütt. Auch Erik Hoffmann reiht sich in die Verletztenriege der Defender ein. Die Saison ist aufgrund eines Kreuzbandrisses für ihn beendet. Roman Pfennings ist noch krank. Die beiden Langzeitverletzten Sebastian Albrecht und Mathieu Tousignant stehen auch nicht im Aufgebot. Der Einsatz unseres Imports Tatu Vihavainen ist fraglich!
Der Druck liegt nun eindeutig bei den Devils, während sich die Bulls das Momentum geholt haben. Die Mannschaft von Kapitän Sergej Stas kann befreit aufspielen, denn alles, aber auch wirklich ALLES, was jetzt und unter den Umständen noch kommen sollte, wäre Bonus. Aber wenn man im Halbfinale steht, möchte man natürlich auch mehr. Denn noch ist das Eis nicht abgetaut und die Abschlussparty noch nicht terminiert – und dieser Zustand kann auch gerne noch eine Weile so andauern! (Jy)