Halle. Statistiken im Eishockey sind so eine Sache: Eine einzelne Zahl an sich ist halt eben genau das – eine einzelne Zahl, deren Bedeutung sich erst im Kontext erschließt. So konnten die Herforder Ice Dragons bislang 91 Tore erzielen, während die Erfurter TecArt Black Dragons viermal weniger erfolgreich waren – und trotzdem stehen die Ostwestfalen abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz, während die Thüringer von Rang vier grüßen. Denn im Gegensatz zum HEV mit der löchrigsten Abwehr der Liga (168 Gegentreffer) haben die schwarzen Drachen hinter Ligaprimus Hannover Scorpions (79) und den Moskitos aus Essen (86) gemeinsam mit den Hannover Indians mit 89 Gegentoren die drittbeste Defensive – die Balance stimmt also und sorgt so für eine bislang beeindruckende Spielzeit des EHC.
Das Team von Head Coach Raphael Joly hat einen Weg gefunden, auch knappe Partien für sich entscheiden. Lässt man Empty-Net-Goals außen vor, endeten elf ihrer bisherigen 18 Siege mit nur einem Tor Unterschied. Aber auch in die andere Richtung lässt sich dieser Trend beobachten, bei sechs ihrer 14 Niederlagen war ebenfalls lediglich ein Treffer entscheidend. Spiele gegen die Drachen sind also hochspannende Angelegenheiten. In der laufenden Saison waren die Saale Bulls bereits zweimal zu Gast in der thüringischen Landeshauptstadt (3:1, 1:3), das dritte Aufeinandertreffen findet nun am Freitag im heimischen Sparkassen-Eisdom statt.
Während sich Bulls-Trainer Kai Schmitz auf die wahrscheinliche Rückkehr von Kapitän Patrick Schmid ins Lineup freuen kann, müssen die Drachen verletzungsbedingt bis Saisonende auf ihren etatmäßigen Kapitän verzichten. Arnoldas Bosas, neben Martynas Grinius der zweite Litauer in der Oberliga Nord, musste sich einer notwendigen Operation unterziehen und kann nicht mehr ins Spielgeschehen eingreifen. Um seinen Ausfall kompensieren zu können, haben die Thüringer kurz vor dem Jahreswechsel den Finnen Santeri Haarala unter Vertrag genommen, der sich mit vier Toren und zwei Vorlagen in sechs Spielen auf Anhieb als die erhoffte Verstärkung erwies. Top-Scorer (35 Punkte) und bester Torjäger (17 Treffer) bei den Drachen ist Harrison Reed, gefolgt von Tom Pauker (31/15). Mit dem US-Amerikaner Dillon Eichstadt (29 Zähler, fünf Treffer) findet sich einer der besten Defender der Liga in den Erfurter Reihen, die klare Nummer eins im Drachen-Gehäuse trägt auch die Nummer eins, Konstatin Kessler ist momentan der zweitbeste Goalie im Norden.
Ein Blick auf die Tabelle zeigt auf, dass das Duell gegen die Black Dragons getrost als Sechs-Punkte-Spiel bezeichnet werden kann. Fünf Zähler trennen beide Kontrahenten, mit einem Sieg nach 60 Minuten wären die Bulls wieder mittendrin im Kampf um Platz vier. Doch nicht nur dieser Fakt macht das „kleine Derby“ am Freitag so interessant, sondern auch die Tatsache, dass es sich abzüglich aller abgebrochenen und nicht gewerteten Partien um das 1.111 Spiel der Vereinsgeschichte handelt. Da sind sie wieder, die Statistiken und eine einzelne Zahl. Dieses Mal jedoch eine, die auch ohne weiteren Kontext selbsterklärend und beeindruckend ist.
Spielbeginn im Sparkassen-Eisdom am Freitag ist 20 Uhr, Kinder und Jugendliche bis einschließlich 14 Jahre erhalten kostenfreien Zugang. (Jy)