Am morgigen Samstag präsentieren die Saale Bulls ihre Mannschaft der Saison 2017/18 traditionell auf dem Laternenfest der breiten Öffentlichkeit. Kurz vor Beginn der neuen Saison trafen wir uns deshalb mit Daniel Mischner, Präsident des MEC Halle 04 e.V. – Saale Bulls, um mit ihm über die kurz- und langfristigen Ziele der Saale Bulls zu sprechen:
Herr Mischner, was sind die Ziele des Clubs für die bevorstehende Saison?
D. Mischner: Auch wenn viele jetzt hören wollen, dass unser Primärziel der Aufstieg in die DEL2 ist, das möchte und werde ich so zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr formulieren.
Unser Ziel war und ist es von je her, attraktives, erfolgreiches Eishockey zu spielen und aus unseren verfügbaren Mitteln die bestmöglichen Bedingungen hierfür zu schaffen.
Natürlich ist es gefühlt nicht so lange her, dass wir das Ziel Aufstieg 20XX kommuniziert haben und bis heute werden wir an dieser Aussage gemessen. Aber: Damals spielten wir in der wesentlich unattraktiveren Oberliga OST. Mit der Reform der 3. Liga und unserem Wechsel in die Oberliga NORD hat sich hier vieles zum Positiven gewandelt. Es ist eine sehr gute Liga, mit inzwischen durchweg sehr starken Gegnern. In der kommenden Saison spielen nur noch 14 Teams in der OL Nord, wodurch die Liga noch einmal an Qualität gewonnen hat.
Somit trat für uns die wirtschaftliche Notwendigkeit eines unbedingten Aufstieges, um langfristig hochklassiges Eishockey in Halle spielen zu können, in den Hintergrund.
Also wollen Sie nicht mehr aufsteigen?
D. Mischner: Doch, selbstverständlich arbeiten wir weiterhin daran, alle Bedingungen zu schaffen, um für einen möglichen Aufstieg bestmöglich vorbereitet zu sein. Denn dafür braucht es nicht nur die sportliche Qualifikation, es gehört einiges mehr dazu, um dann auch in der zweiten Liga überleben zu können.
So hat ein Kompetenzteam in diesem Sommer ein umfangreiches Konzept erarbeitet, in dem alle Maßnahmen festgeschrieben sind, die umgesetzt werden müssen, um in Halle einen DEL2-Standort zu etablieren. Neben dem hierfür nötigen finanziellen Background ist es für uns weiterhin eine Herzensangelegenheit, den Hallenausbau zu begleiten und mitzugestalten. Hier werden wir auch künftig viel Zeit und Kraft investieren. Bereits ab dieser Saison werden wir uns sowohl finanziell als auch personell noch stärker im Sparkassen-Eisdom einbringen und Verantwortung übernehmen. Diese zusätzlichen Belastungen abseits des Kerngeschäfts Eishockey binden zwar Kapazitäten, im Interesse des halleschen Eissports sind sie jedoch unvermeidbar. Letztlich geht es uns allen doch darum, den Eishockeystandort Halle auf lange Sicht zu sichern und alle notwendigen Voraussetzungen zu schaffen, um im Falle eines möglichen Aufstieges – wann auch immer sich uns diese sportliche Chance bietet – in jeder Hinsicht dafür gewappnet zu sein.
Als essenziell in diesem Kontext sehen wir auch den Aufbau konkurrenzfähiger Teams in unserem offiziellem Nachwuchsverein, dem ESV Halle e.V., an. Deshalb freut es mich ganz besonders, dass auch Vertreter des ESV-Vorstands in besagtem Kompetenzteam mitarbeiten und ihr Fachwissen, ihre Erfahrungen, Wünsche und Belange des Nachwuchses mit in die Diskussionen und Konzepte einbringen. Perspektivisch möchten wir bei uns eine komplette Reihe an „Eigengewächsen“ integrieren. Seitens des Deutschen Eishockey Bundes wurde die Arbeit des ESV bereits im Rahmen des 5-Sterne-Konzepts ausgezeichnet. Bereits jetzt übernehmen Spieler der 1. Mannschaft Trainingseinheiten bei den Bambinis und unterstützen die Trainer des ESV. Dass die harte Arbeit bereits Früchte trägt, zeigt u.a. der Wechsel von Ronny Gehlert in die DEL 2 zu den Ravensburg Towerstars oder Irene Heise, die in der Frauen Bundesliga spielt und bereits an mehreren U-18 Weltmeisterschaften teilgenommen hat. Mit Stephan Klingner, seines Zeichens Landestrainer beim Landeseissportverband Sachsen-Anhalt und langjähriger Coach beim Nachwuchsverein, bauen wir die Kooperation mit dem ESV weiter aus und freuen uns, auch weiterhin mit ihm als Assistenztrainer für den Bereich Videoanalyse zusammenarbeiten zu können.
Sind Sie bei den diesjährigen Spieler-Verpflichtungen etwas sparsamer vorgegangen?
D. Mischner: Nein. Der Etat für die Mannschaft ist – wie auch in den letzten Jahren – erneut leicht gestiegen. Das liegt zum einen daran, dass sich der Spielermarkt gewandelt hat. Auch die 3. Liga ist für viele Spieler durchaus interessant geworden, aber sie wollen natürlich auch hier entsprechend entlohnt werden.
Zudem ist durch den Wegfall der U21-Regel in der Oberliga der Spielermarkt noch härter umkämpft und die Teams werden alles in allem zwangsläufig durch die geänderte Altersstruktur teurer. Auch Spielerwechsel von der DEL2 in die 3. Liga werden seltener, da es durch die Änderung der U24-Regelung in der DEL2 hier zu weiteren Verschiebungen kommt, die nachteilig für die Oberliga Clubs sind.
Somit stehen aktuell immer weniger Spieler auf dem Markt zur Verfügung und die Gehaltsforderungen steigen. Und eins darf man leider auch nicht vergessen: Halle ist nun mal nicht der „Nabel der Welt“. Auch wir haben z.T. schmerzlich erfahren müssen, dass sich Spieler bei nahezu gleichen Angeboten letztlich für einen anderen Verein/andere (größere) Stadt entschieden haben.
Damit müssen wir leben, umso wichtiger ist es für uns auch – und da schließt sich wieder der Kreis – Halle als Eishockeystandort noch bekannter zu machen und weiter zu etablieren.
Wo stehen die Saale Bulls aktuell – auch im Vergleich zu Ihren Mitkonkurrenten?
D. Mischner: Es gibt mindestens fünf bis sechs Mannschaften in unserer Liga, die wirtschaftlich extrem gut aufgestellt sind und dementsprechend auch teure Verpflichtungen vornehmen können. An diesem „Wettrüsten“ wollen und können wir uns aber nur bedingt beteiligen. Denn auch wenn es viele für eine Phrase halten, unser Slogan „Wirtschaftlich vor Sportlich“ ist bei uns gelebte Philosophie. Das sind wir dem Verein, unseren Sponsoren und nicht zuletzt allen Fans auch schuldig, denn nur durch diese Philosophie sind wir seit mittlerweile über 13 Jahren im Profisport erfolgreich und wirtschaftlich solide aufgestellt. Und: wir sind schuldenfrei, darauf sind wir sehr stolz und so soll es auch zukünftig bleiben.
Und sportlich?
D. Mischner: Wir sind davon überzeugt, dass Dave ein schlagkräftiges Team zusammengestellt hat. Es sind vielleicht nicht durchweg die großen Namen dabei, aber dass dies nicht alles ist, haben wir ja leider letzte Saison gemerkt. Die Mannschaft und nicht einzelne Akteure siegen oder verlieren Spiele.
Ich bin da ganz optimistisch, abgerechnet wird am Ende der Saison.
Dankeschön.
[Das Interview führte Franziska Exß.]