Freitagnacht am 06.05.2022, 02:15 Uhr. In völliger Finsternis tuckert am Hintereingang vom Sparkassen-Eisdom der Teambus der Saale Bulls. Nach und nach treffen Autos ein, denen Menschen mit kleinen müden Augen entsteigen. Taschen werden im Bus verstaut, sich dann schnellstmöglich auf den angestammten Platz gesetzt, um den unterbrochenen Schlaf fortzusetzen. Gespenstische Ruhe während der Fahrt, die jedoch nur von kurzer Dauer ist. Am Flughafen Leipzig/Halle müssen müde Menschen ihren Schlaf unterbrechen, verlassen mit kleinen Augen den rollenden Untersatz – um kurz darauf in einem Flugzeug die Reise fortsetzen zu können. Müde kleine Augen und so….
Kaum im Flieger angekommen, ließ es sich Pilot José Antonio Francisco Beneharo Felipe Jesus González de la Cruz nicht nehmen, die Saale Bulls recht herzlich an Bord begrüßen zu dürfen. Er verlieh seinem Stolz Ausdruck, dass es eine Ehre für ihn und sein Team sei, den Oberliga Nord-Meister auf die Balearen fliegen zu dürfen, wohin die Bulls einer Einladung vom FMJ Palma (Fusión de Mallorquines Jugando al hockey sobre hielo en Palma) gefolgt sind, mit einem Freundschaftsspiel die Saison 2021/22 offiziell zu beenden.
Nach etwas mehr als einer zweistündigen Flugperiode, bei der gleich mehrere anwesende Mitreisende ihre ersten Kilometer überhaupt für das Bonusheft für Vielflieger sammeln konnte, erfolgte die problemlose Ankunft auf dem Aeropuerto de Son San Juan, kurz: Flughafen Mallorca. Für viele der erste Moment an jenem Tag, dass Tageslicht in ihre Augen drang. Den ersten dämmerte es: Wo sind eigentlich unsere Schlägertaschen? Warum ist kein Trainer mit dabei? Weshalb ist das Team nicht ganz komplett? Fragen über Fragen, die im Shuttlebus nicht weniger wurden. Im Gegenteil: Am Zielort angekommen, idyllisch gelegen in der Carrer de la Missió de San Diego, musste mit Erschrecken festgestellt werden, dass dort gar kein Eisstadion vorhanden ist, sich dort vielmehr ein Vier-Sterne-Hotel befindet – Sachen gibt’s!
Eine kurze Onlinerecherche ergab, dass ein FMJ Palma (Fusión de Mallorquines Jugando al hockey sobre hielo en Palma) völlig unbekannt ist, es keinen Verein dieses Namens gibt. Skandal! Ist man hier einem Betrug aufgesessen? Da macht man die ganze weite Reise hierher um festzustellen, dass man hier gar nicht Eishockeyspielen kann. So ganz ohne Eisstadion. Bei sommerlichen Temperaturen. Unmittelbar am Mittelmeer. Guter Rat war teuer, was also tun? Nach ausgiebigen und langwierigen Diskussionen entschied man mit einer denkbar knappen Mehrheit, das Beste draus zu machen – wenn man schon mal hier ist, „betrachten wir das Ganze doch einfach als unsere Saisonabschlussfahrt“.
Gesagt, getan. Die Saale Bulls und die mitgeflogene Entourage, bestehend aus dem Präsidium, Sponsoren sowie Offiziellen, verbrachten drei Tage bei bestem Wetter auf der Insel. Ob Cabriofahrten durch die Gegend, Radtouren entlang der Küste, der Besuch der Altstadt nebst Kathedrale oder aber auch Besuche einer der zahlreichen Feier- und Tanztempel – Langeweile kam nie auf, man wusste sich zu beschäftigen. Und trotz kleinerer technischer Unpässlichkeiten in Bezug auf so manches Smartphone oder temporäre Fragen rund um Pässe konnte die Zeit genutzt werden, die erfolgreiche Spielzeit abzuschließen und ein letztes Mal in dieser Runde zusammen Zeit zu verbringen.
Montagmorgen, der Kreis schließt sich. In völliger Dunkelheit tuckert vor dem Hoteleingang der Shuttlebus zum Flughafen. Nach und nach treffen Menschen ein, die Taschen verstauen und mit kleinen müden Augen einsteigen. Unbestätigten Gerüchten zufolge wurden auch Mitreisende gesichtet, die unmittelbar vor Abfahrt eine Lokalität verlassen haben, um lediglich die Tasche aus dem Zimmer zu holen und sich dann direkt in den Bus setzten. Dann Schockmomente am Flughafen: Der bei der Einreise nicht beanstandete Impfnachweis wurde nun beanstandet, der Besuch des zu diesem Zeitpunkt noch geschlossenen Testzentrums zur Pflichtaufgabe erklärt. Würde es zu Verzögerungen kommen, kann der pünktliche Abflug garantiert werden? Ja, er konnte – zumindest Bulls-seitig. Lediglich die Wankelmütigkeit einer externen Mitreisenden, die sich nicht entscheiden konnte (oder wollte?), ob sie nun auf der Insel bleibt doch lieber mitkommt, führte kurzzeitig zu Irritationen und einem verspäteten Abflug.
Schlussendlich setzte der Flieger gegen Mittag wieder auf deutschem Boden auf – und der Teambus tuckerte dieses Mal am Vordergang, brachte die „Reisegruppe Sonnenschein“ wohlbehalten zum Ausgangspunkt zurück. Am Sparkassen-Eisdom hieß es dann endgültig Abschied nehmen. Von der Saison 2012/22 und von einigen Spielern, die nicht nach Halle zurückkehren werden. Ein toller Abschluss einer tollen Spielzeit – danke an all diejenigen, die das ermöglicht haben! (Jy)
Ein besonderer Dank geht vor allem an unsere mitgereisten Sponsoren und der Saalesparkasse, die uns bei unserer Reise unterstützt haben.