Dunkelblaues Auge für die Saale Bulls – Knapper 7:5-Heimerfolg gegen Hamm

Die Vorzeichen waren klar: Auf der einen Seite der haushohe Favorit und (Mit-)Tabellenführer, auf der anderen Seite das abgeschlagene Schlusslicht der Liga – auf dem Papier eine klare Angelegenheit, auch wenn Ryan Foster schon vor dem ersten Bully mahnend die Finger hob. „Wir dürfen keinen Gegner leichtnehmen. Die Erfahrungen der letzten Spiele haben gezeigt, dass unsere Gegner gegen uns immer ihre Topleistung bringen“, so der Austro-Kanadier. „Es ist zwar heute Erster gegen Letzter, aber Hamm hat gegen uns nichts zu verlieren.“

Sein Team erwischte einen Bilderbuchstart. Jonnas Niemelä konnte den ersten Angriff der Partie erfolgreich zur 1:0-Führung für die Bulls nach gespielten 48 Sekunden abschließen. Der Anfang war gemacht, das erste Zeichen gesetzt. Die Hausherren dominierten bei einem Torschussverhältnis von 13:3 das erste Drittel deutlich und konnten die Führung durch Dennis Gulda in der 15. Minute weiter ausbauen. Trotz der sichtbaren Überlegenheit mahnte Rückkehrer Jannik Striepeke, der nach sieben Wochen Verletzungspause wieder ins Lineup zurückkehrte, man darf „das Spiel nicht auf die leichte Schulter nehmen, die Eisbären nicht ins Spiel kommen lassen.“

Ein ähnliches Bild im mittleren Spielabschnitt. Halle münzte die sich ihnen bietenden Chancen effektiv in Torerfolge um, baute seine Führung sukzessive aus. Lukas Valasek mit seinem sechsten Tor im sechsten Spiel gegen die Eisbären, Neuzugang Dennis Schütt mit seinem Premierentreffer im MEC-Trikot, Patrick Schmid in Überzahl – gleichzeitig das 500. Saale-Bulls-Tor unter Ryan Foster – sowie Tatu Vihavainen, der somit in jedem seiner sechs Einsätze gegen Hamm erfolgreich war, schossen ein beruhigendes 6:0 heraus, gleichbedeutend mit dem zweiten Pausenstand.

„So haben wir uns das hier nicht vorgestellt, wir müssen defensiv besser stehen“, so Eisbären-Kapitän Michel Maaßen, der sechs Wochen zum Zusehen verdammt war und gegen die Bulls in den Kader zurückkehrte. „Wir müssen jetzt Charakter zeigen und das Karussell abstellen, damit wir nicht noch mehr Gegentore kassieren.“ Und nicht nur Maaßen wusste um die Moral seiner Mannschaft in den vergangenen Wochen. Auch den Bulls dürften die Comeback-Fähigkeiten der Eisbären nicht entgangen sein, wurden diese doch explizit im Vorfeld der Partie angesprochen. „Das große Hammer Faustpfand ist die Moral! Trotz aller Widrigkeiten und Niederlagen kämpft das Team bis zum Schluss, hat trotz kleinem Kader bis zum Abpfiff Kraftreserven. So kämpfte man sich gegen Krefeld nach 0:5-Rückstand im letzten Drittel noch auf 4:5 heran, auch gegen die Scorpions und Essen lag man jeweils nach zwei Drittel mit 0:4 im Hintertreffen, konnte im Schlussabschnitt jeweils auf 3:4 verkürzen“, hieß es im Vorbericht zum zehnten Aufeinandertreffen beider Mannschaften.

Ob und wer diese Zeilen gelesen hat ist nicht überliefert. Doch augenscheinlich hat man sich nicht zu Herzen genommen, was dort in einfachen Worte niedergeschrieben wurde. Denn was soll auch schon passieren: Man führt gegen den Träger der roten Laterne 6:0, hat die letzten acht Heimspiele am Stück gewonnen und es sind nur noch zwanzig Minuten zu spielen…

Und während der Shutout für Sebastian Albrecht, der zum 150. Mal in einem Pflichtspiel für die Saale Bulls zum Einsatz kam, immer näher rückte, bot sich den Eisbären in der 53. Minute die Chance, in Überzahl wenigstens den Ehrentreffer zu erzielen. Und so kam, was kommen musste. Eisbären-Defender Michal Spacek brachte seine Farben aufs Scoreboard und verhinderte somit ein „Zu-Null-Spiel“ für Albrecht – und leitete eine Phase ein, die es aufzuarbeiten gilt: Dem Anschlusstreffer ließen die Eisbären in kürzester Zeit vier (!) weitere Treffer folgen, konnten auf 5:6 verkürzen. „Das waren katastrophale fünfeinhalb Minuten von uns, wir waren komplett lustlos“, so Foster im Nachgang an eine denkwürdige Partie, die – und das muss man ehrlicherweise zugeben – auch anders hätte enden können. Denn die Proteste der Eisbären an den aus hallescher Sicht im bisherigen Saisonverlauf sicherlich wichtigsten Treffer (Vihavainen netzte 31 Sekunden vor Abpfiff ins verwaiste Gehäuse zum 7:5-Endstand ein) waren augenscheinlich berechtigt, ein Icing-Pfiff kurz zuvor wäre nicht verkehrt gewesen.

Zum wiederholten Male blieb somit eine Aufholjagd der Eisbären erfolglos, musste man als Verlierer das Eis verlassen. „Die Jungs hätte sich heute hier einen Punkt verdient, sie haben bis zum Ende gekämpft“, so Hamms Head Coach Jeff Job. „Hätten wir von Anfang an so wie im letzten Drittel gespielt, hätten wir hier auch Punkte geholt.“ Am Ende sind die Bulls mit einem dunkelblauen Auge davongekommen. „Wir hatten heute Glück. Aber Hauptsache, wir haben die drei Punkte gewonnen“, so Foster. „Aber auch Respekt an die Eisbären, die sich nie aufgegeben haben.“ (Jy)

Saale Bulls Halle – Hammer Eisbären

7:5 (2:0, 4:0, 1:5)

    

1:0 (00:48) Niemelä (Halbauer, Schmid)

2:0 (14:35) Gulda (Becker, Stas)

3:0 (24:42) Valasek (Vihavainen, Hoffmann)

4:0 (27:34) Schütt (Vihavainen, May)

5:0 (33:52) Schmid (Schütt, Vihavainen – PP1)

6:0 (35:20) Vihavainen (Schütt, Hoffmann)

6:1 (52:22) Spacek (Roach – PP1)

6:2 (53:40) Trivellato 

6:3 (54:01) Spacek (Roach, Schutz)

6:4 (56:34) Alexandrov (Dotter)

6:5 (57:58) Schutz (Roach)

7:5 (59:29) Vihavainen (Grosse – ENG)

Strafminuten: Saale Bulls Halle 4, Hammer Eisbären 6

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