Viele Stimmen mahnten vor dem Saisonstart der Saale Bulls gegen die Rostocker Piranhas vor zu viel Optimismus. Denn aufgrund der fehlenden Spielstätte sei die Mannschaft überwiegend untrainiert und kenne das neue Eis noch nicht. Das Pokalspiel gegen Rostock sei damit ein Gradmesser für die Form des Teams. Wie erwartet, gelang es den Hallensern dann auch über weite Teile des Spiels nicht, mit den Rostockern mitzuhalten. Allerdings zeigte sich auch, dass die Bullen ebenso sehnsüchtig auf den Start der Saison gewartet hatten, wie die Fans. Denn fehlende Vorbereitungszeit wurde mit viel Engagement und Einsatz wettgemacht. So gelang es dem amtierenden Meister der Oberliga Ost kurz vor dem Ende des letzten Drittels, die Raubfische nochmal ordentlich ins Schwitzen zu bringen!
Die Stimmung der Fans hatte schon vor Spielbeginn den Siedepunkt erreicht. Denn nicht nur das lange Warten auf den geliebten Kufensport war nun vorüber, sondern auch die Verantwortlichen von Verein, Stadt und Messe wurden gebührend gefeiert. Zehn Minuten nach 20 Uhr wurde aber vor allem der Fanblock ungeduldig, sodass Dr. Jürgen Laubner, Pressesprecher der Halle Messe GmbH, seine Grußworte aufgrund der Fangesänge kaum beenden konnte. Deshalb ging dann alles ganz schnell und 20:15 Uhr fiel der Puck aufs Eis und für den MEC begann die Eishockey-Saison 2013/14.
Die Rostocker, die krankheits- und verletzungsbedingt mit kleinerem Kader nach Halle reisten, kamen zunächst besser ins Spiel. Nach nur 2:13 Minuten klingelte es daher auch nach einem kurzen Sprint des Piranha-Stürmers Petr Sulcik im Tor der Saalestädter. Davon wenig beeindruckt, erhöhten die Saale Bulls allerdings sofort den Druck und hatten gleich zwei gute Ausgleichs-Chancen in der 4. und 6. Minute, die aber ungenutzt blieben. Nichtsdestotrotz hielten die Hallenser das Spielgeschehen überwiegend in der Rostocker Hälfte und versuchten, Passungenauigkeiten und Laufschwächen mit mehr Körperkontakt zu übertünchen. In der 11. Minute musste daher auch der an die Saale zurückgekehrte Sebastian Lehmann als Erster für zwei Minuten wegen Beinstellens auf die Strafbank. Ihm folgte zwei Minuten später Robin Slanina, der eine zehnminütige Disziplinarstrafe aufgrund eines Checks gegen den Kopf erhielt. Das Unterzahlspiel war allerdings keinesfalls von Vorsicht oder defensivem Verhalten geprägt. Frühe Attacken verhinderten mehr als einmal eine funktionierende Überzahlaufstellung der Piranhas. Souverän ergriffen die Hallenser sogar die Initiative und erarbeiteten mehrere Tormöglichkeiten. Gegen Ende des ersten Drittels zeigte die Mannschaft um Trainer Otoupalik erste Konditionsschwächen, sodass den Rostockern zwei gefährliche Schüsse auf das Bullen-Tor gelangen, die aber beide von Haloschan gekonnt pariert wurden.
Wie sehr die Vorbereitungszeit fehlte, zeigte vor allem das zweite Drittel. Verfehlte Pässe, ungenaue Torschüsse, unklare Absprachen und Konditionslosigkeit prägten das Spiel der Bulls. So passierte lange Zeit gar nichts, bis Matthias Schubert in der 33. Minute eine riesige Chance für den MEC herausholte, letzen Endes aber an John scheiterte. Der Gäste-Stürmer Christian Ciupka drehte den Spieß sofort und netzte zum 0:2 ein. Von da an pressten die Hallenser wieder mehr in Richtung des gegnerischen Tores. Die Abschlussschüsse blieben aber mangelhaft ausgeführt und landeten alle in Johns Fanghand oder weit neben dem Tor. Kurz vor der zweiten Pause rächte sich noch einmal eine kurze Fahrlässigkeit der halleschen Defensive und Petr Sulcik erhöhte auf 0:3.
Das letzte Drittel begann wie das Zweite, die Rostocker zogen sich aber spürbar in die eigene Hälfte zurück, um den Spielstand zu halten. Halle versuchte jetzt mehr Schlagschüsse und verzichtete auf ein zu kompliziertes Kombinationsspiel. Die Fische wähnten sich allerdings zu früh in sicheren Gewässern. Denn nach einer Strafe gegen Marc Petermann, versenkten Daniel Lupzig, begleitet von Benjamin Thiede und Christian Köllner, in der 51. Minute die schwarze Scheibe im Gästetor. Ein sensationelles Unterzahltor, das wie eine Erlösung wirkte! Immer angriffslustiger und aggressiver rannte die Bullenherde nun gegen die Piranha-Abwehr an, die sich drei Minuten später erneut geschlagen geben musste. Topscorer und Publikumsliebling Robin Slanina verkürzte die Führung des Rostocker ECs auf 2:3 und zeigte, wer Herr im Zelt ist. Während die Fans voller Euphorie „Jetzt geht’s los“ in Richtung Gästeblock riefen, sah man den Piranhas die Verunsicherung an, die prompt um Auszeit baten. Eine weitere und durchaus anfechtbare Strafe gegen Kai Schmitz in der 58. Minute verhinderte eine erneute Torchance allerdings. Stattdessen schoss der Rostocker Petr Sulcik 8 Sekunden vor Abpfiff abermals aufs hallesche Tor, das da bereits unbesetzt war. Schlussstand: 2:4.
Die gezeigte Leistung der Saale Bulls stimmt dennoch optimistisch. Die Fans wussten es zu schätzen und dankten dem Team ausgiebig. Am kommenden Wochenende wird sich die Mannschaft hoffentlich schon besser aufeinander eingespielt haben, sodass sie gegen Chemnitz und Jonsdorf das Eishockey zeigen können, das wir von ihnen gewohnt sind.