Normalerweise folgt auf die Pflicht die Kür. Eine Kür wie am vergangenen Sonntag, als sich die Saale Bulls gegen den amtierenden Nordmeister und das offensivstärkste Team der gesamten Oberliga Nord, die Hannover Scorpions, mit 4:0 durchsetzen konnten – und dies ohne Joonas Niemelä, Tatu Vihavainen und Patrick Schmid. Das Team kompensierte die Ausfälle der Top-drei-Scorer als Kollektiv, erwies sich als effektiver und effizienter und machte mit dem Heimsieg gegen die Niedersachsen, die erstmals in dieser Spielzeit ohne eigenen Torerfolg blieben, ein gewaltigen Schritt Richtung Meisterschaft.
Nach der Kür also nun die Pflicht? Sicher, beim Blick auf die Tabelle und dem heutigen Gegner könnte man dies meinen, belegt der Krefelder EV doch aktuell mit 76 Zählern Rückstand den zwölften Tabellenplatz und weist sowohl die harmloseste Offensive (114 Tore) als auch schwächste Defensive (241 Gegentreffer) auf. Und doch täte man gut daran, die Rheinländer nicht zu unterschätzen und von Beginn an mit der notwendigen Konzentration ins Spiel zu gehen – es sei nur an das bislang letzte Aufeinandertreffen erinnert, als man in der Seidenstadt nach einer halben Stunde schon mit 0:3 im Hintertreffen lag und sich erst nach einer Kraftanstrengung in der zweiten Hälfe noch mit 5:3 durchsetzen konnte.
Zwar konnte das Team von Elmar Schmitz im bisherigen Saisonverlauf lediglich acht Partien nach regulärer Spielzeit für sich entscheiden, zwei dieser Erfolge jedoch gegen die Hannover Indians sowie die Tilburg Trappers einfahren. Hinzukamen noch jeweils ein Zusatzpunkt, als man sich erst in Overtime den Crocodiles Hamburg und den Scorpions geschlagen geben musste. Am vergangenen Wochenende waren die Schwarz-Gelben aufgrund positiver Testergebnisse beim jeweiligen Gegner zum Zuschauen verdammt, doch davor konnte man sich erstmals im Saisonverlauf zwei Dreier in Folge sichern – mit dem positiven Effekt, dass man den seit fast zwei Jahren quasi schon als „Stammplatz“ zu bezeichnenden vorletzten Tabellenrang verlassen konnte und sich nun vor Hamm und Diez-Limburg auf Rang zwölf wiederfindet.
Mit einem Erfolg gegen Krefeld würden die Saale Bulls ihrem ersten großen Ziel, dem Gewinn der Nordmeisterschaft, wieder ein Stück näher kommen – ein Selbstläufer und ein leichtes Unterfangen wird die Partie gegen den KEV allerdings nicht. (Jy)