Am Freitagabend merkte man im halleschen Sparkassen-Eisdom gleich, dass etwas Besonderes in der Luft lag, denn es war auf den Rängen der Halle nicht nur voller, sondern auch lauter. So spürte man schon beim Betreten der ausverkauften Stierkampfarena, dass das nächste Mitteldeutsche Derby gegen die Icefighters Leipzig auf dem Plan stand. Vor dieser Begegnung hatte sich jedoch die Personalsituation der Hausherren – aufgrund verletzungsbedingter Ausfälle – kaum verbessert und so holten sie sich für das wichtige Spiel gegen den Tabellennachbarn mit Jaro Seemann zusätzliche Verstärkung von den Saale Bulls 1b.
Mit dem Anbully ging es auf dem Eis auch gleich so richtig zur Sache, beide Teams wussten worum es geht. In erster Linie war es der Kampf um den begehrten Platz sechs auf der Tabelle und damit um den direkten Einzug in die Play-Offs. Angefeuert von den zahlreichen Fans auf beiden Seiten ging es auch immer wieder blitzschnell auf dem Eis hin und her. Dabei konnten sich die Teams nicht wirklich lange im Drittel der Gegner festsetzen. Das Glück des Tüchtigen sicherten sich dennoch die Saale Bulls in Person von Johannes Ehemann, der in der dritten Minute – dank eines schnellen Kombinationsspiels – den Führungstreffer erzielen konnte.
In der Folge ging es weiter immer wieder zwischen den Angriffsdritteln hin und her, aber die herausgespielten Chancen konnten von beiden Mannschaften nicht genutzt werden. Dabei sahen die Icefighters zwischenzeitlich den Puck schon fast im Tor, aber dank eines starken Sebastian Albrecht und auch dank des Torpfostens sollte es trotz mehrerer Anläufe nur beim fast bleiben. Die Partie nahm im weiteren Verlauf merklich an körperlichem Einsatz zu, aber auch die Überzahlspiele aufgrund mehrerer Strafzeiten konnte kein Team für einen Treffer nutzen.
Ins zweite Drittel starteten die Hausherren wieder druckvoll, aber erneut konnte das Überzahlspiel zu Drittelbeginn nicht zum Ausbau der Führung genutzt werden. Mit voller Mannschaftsstärke kamen nun auch die Gäste immer besser ins Spiel und zeigten sich weiter mehr als torgefährlich. Doch die Bulls drängten sie zurück und übernahmen ab Mitte des zweiten Abschnittes wieder das Spiel. So konnten sie sich mehrfach im Drittel der Leipziger festsetzen und Maximilian Schaludek schoss in der 33. Minute auch endlich das verdiente zweite Tor.
Leipzig nahm eine Auszeit und das war offensichtlich die richtige Maßnahme zur richtigen Zeit. Denn beim Wiederanbully eroberten sie den Puck und konnten durch Maurice Keil sogleich den Anschlusstreffer versenken. Die Hausherren kämpften aber weiter und die Antwort auf diese Aktion ließ nur gut eine Minute auf sich warten. Dann stürmte Artur Tegkaev durch die Reihen der Leipziger und zog vor dem gegnerischen Tor eiskalt ab und stellte den alten Abstand wieder her. Das weitere Spiel im zweiten Abschnitt war zwar weiter von Schnelligkeit geprägt, aber weitere Tore sollten nicht mehr fallen.
Somit ging es nach der zweiten Pause beim Stand von 3:1 weiter und die Bulls wollten den zum Greifen nahen Derbysieg nun auch endgültig sichern. Nachdem bis zur 52. Spielminute zwar beide Teams weiterhin hart, aber sehr fair gekämpft hatten, sah es auch nach diesem Sieg aus. Doch Eishockey ist eine schnelle Sportart und da wird ein Spiel auch ganz schnell gedreht. Und die Icefighters bekamen in den letzten Minuten quasi ihre zweite Luft und konnten eine Lücke in der Verteidigung der Bulls zum 3:2-Anschlusstreffer nutzen. Damit wurde es noch einmal knapp und die Bulls machten sich das Leben noch einmal selber schwer, denn sie kassierten nun auch noch eine Strafzeit.
Mit einem Mann weniger auf dem Eis wurde es immer schwerer, sich gegen die anstürmenden Gäste zu verteidigen, die ihrerseits natürlich auf den Ausgleich drängten. Immer wieder kam es zu einigem Getümmel vor dem Hallenser Tor, wobei in einer solchen Situation der Unparteiische wohl auch noch ein klares Fehlverhalten ausmachte (Festhalten des Pucks von einem Feldspieler). Im Ergebnis wurde Leipzig ein Strafpenalty zugesprochen, den Esbjörn Hofverberg gut zwei Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit zum Ausgleich nutzen konnte. Doch trotz weiter laufender Unterzahl für die Bulls hieß es den Kopf nicht hängen lassen und bis zur letzten Sekunde kämpfen.
Da es beim 3:3 blieb, ging es in die Overtime, in welche die Bulls erneut mit einem Mann weniger starten mussten, da sie noch eine weitere Strafe kassiert hatten. Diesen Vorteil konnte Leipzig jedoch nicht für sich nutzen, so dass es nach 5 Minuten immer noch 3:3 stand. Die Entscheidung musste also das Penaltyschießen bringen.
Aber beide Fanlager mussten auch hier lange auf den ersehnten Torjubel warten, da ganze zwölf Schützen an Kevin Beech und Sebastian Albrecht in den Toren scheitern. Dann kam der Kapitän der Saale Bulls Jörg Wartenberg und dieser verwandelte seinen Penalty endlich zum ersten Treffer. Da im Gegenzug Jakob Weber nicht traf, sicherten sich die Bulls mit dem 4:3 den Zusatzpunkt.
Der letztlich doch verdiente Derbysieg wurde natürlich ausführlich mit den Fans gefeiert und der Abstand zum Tabellensiebten aus Leipzig konnte noch ein kleines Stück vergrößert werden. Nun heißt es für die Hallenser, schnell wieder Kräfte sammeln, da es am Sonntag wieder in den Niederlanden auf das Eis geht. Dort warten die Tilburg Trappers, welche in der Meisterrunde bereits erfolgreich im Sparkassen-Eisdom geschlagen werden konnten. Und die Saale Bulls wollen nun auch endlich einen Auswärtssieg einfahren.
Torschützen:
1:0 Johannes Ehemann – 3.
2:0 Maximilian Schaludek – 33.
2:1 Maurice Keil – 33.
3:1 Artur Tegkaev – 34.
3:2 Damian Martin – 53.
3:3 Esbjörn Hofverberg – 58. (Straf-Penaltyschuss)
4:3 Jörg Wartenberg – 65. Penalty
Tore: 4:3 n.P. (1:0/2:1/0:2/0:0/1:0)