Hätten man beim gestrigen Spiel der Saale Bulls gegen die Wölfe aus Schönheide Beruhigungstabletten verkauft, wären diese ebenso gut weggegangen wie der wärmende Glühwein. Denn die Bulls ließen die Fans wahrlich zappeln. Im ersten Drittel passierte gar nichts und im Zweiten nur wenig. Erst als die Gäste im letzten Drittel mit 1:2 in Führung gingen, wachte der MEC auf, und trieb die Wölfe aus der Halle.
Aber auch von der überraschenden Wendung im Schlussdrittel abgesehen, war dieses Spiel ein kurioses. Denn Hauptschiedsrichter Torsten Schulz pfiffe gerade zu Beginn seine Pfeife heiß, das erste Tor durch Troy Bigam wurde nicht gegeben, Gästestürmer Robert Hoffmann zog auf der Strafbank ein und dann war auch noch das Eis zu dünn, sodass Spielabbruch drohte. Letzteres führte dazu, dass Schiedsrichter und Gästespieler nach der zweiten Pause immer wieder prüfend über die betreffende Stelle gefahren sind und minutenlang einfach gar nichts passierte. Obwohl die Fans langsam ungeduldig wurden, unterhielt HSR Schulz die Anwesenden allerdings unfreiwillig, indem er den Puck immer wieder in gebückter Haltung über das Eis schob. Nach reichlicher Prüfung entschieden sich die Unparteiischen für Fortgang. Gott sei Dank, denn wäre das letzte Drittel nie gespielt wurden, hätten man die schönsten 20 Minuten dieser Saison verpasst.
Abwarten und Bier trinken
Die ersten 20 Minuten sind kurz beschrieben: absolut unspektakulär! Schönheide spielte überaus lauwarm, aber mit effektiver Defensive. Die Bulls wirkten hingegen aufgeregt, waren aber dennoch etwas besser im Angriff. Zu tatsächlichen Abschlüssen kam es aber auf keiner Seite. So dauerte es auch bis zur 13. Minute, bis der Bulls-Sturm das erste Mal richtig aufs gegnerische Tor schoss. Wölfe-Goalie Modes konnte aber problemlos klären. Drei Minuten später folgte dann der Aufreger des Spiels. Troy Bigam knallte die Scheibe ordnungsgemäß zwischen das Gestänge, doch die Offiziellen beharrten darauf, dass sie kurz zuvor abgepfiffen hatten. Die Bulls blieben somit trotz dreimaliger Überzahlsituationen torlos und so ging es dann auch in die erste Pause.
Überzahl macht den Unterschied
Schönheides Ambition, die Strafbank möglichst warmzuhalten, hatte zur Folge, dass zum Beginn des Mitteldrittels nur drei Feldspieler der Wölfe auf dem Eis standen. Halle somit in doppelter Überzahl, aber auch das blieb ungenutzt. Die Wölfe verstanden es, das hallesche Aufbauspiel effektiv zu stören, sodass die Bulls kaum in die Überzahlaufstellungen fanden. Dennoch wurde das Passspiel des MECs spritziger, nur die Genauigkeit fehlte weiterhin. Erst bei der fünften Überzahlsituation gelang es Robin Slanina, nach wunderbaren Pässen von Lehmann und Piecha, die Schönheider Abwehr zu überwinden. Die Freude über die Führung währte aber nicht lange. Denn fünf Minuten später musste Bulls-Verteidiger Eric Wunderlich nach einer Behinderung für zwei Minuten vom Eis und die Gäste zeigten, wie Überzahl genutzt wird. Miroslav Jenka glich für Schönheide aus. Somit stand es zur zweiten Pause 1:1.
Wölfe unter Dauerbeschuss
Das Schlussdrittel begann zunächst genauso, wie das Zweite aufhörte. Nach nur anderthalb Minuten musste Halles Goalie Patrick Glatzel erneut hinter sich greifen. Petr Kukla brachte die Wölfe in Führung. Doch anstatt zu resignieren, wirkte dieser Treffer wie ein wachrüttelnder Schlag ins Gesicht des MECs. Und was passiert, wenn man einen Bullen ins Gesicht schlägt, konnte man nun sehen. Denn Schönheide blieb gerade einmal 37 Sekunden in Führung, dann glich Benjamin Thiede aus. Nur zwei Minuten später brachte Troy Bigam Halle wieder auf die Sieggrade. Wer dachte, dass die Saale Bulls nun die knappe 3:2-Führung nur noch verwalten würden, der irrte. Denn jetzt wurde auf Dauerfeuer umgestellt.
Den Wölfen blieben hingegen nur noch wilde Abwehrversuche, allerdings ging ihnen schnell die Luft aus. Sechs Minuten vor Schluss erhöhte somit auch erneut Thiede auf 4:2, 27 Sekunden später legte Piecha zum 5:2 nach. Während sich die Fans verwundert die Augen rieben und den letzten Treffer noch feierten, ging es auch schon weiter. Zwei Minuten vor Abpfiff schoss Marc Petermann sein erstes Tor für die Bulls. Besser geht’s nicht, mit dem Ergebnis kann man zufrieden sein, konnte man denken. Doch die Bulls waren immer noch hungrig auf Wolfsfleisch und so schlängelte sich noch einmal Robin Slanina an der zusammengebrochenen Gäste-Abwehr vorbei und knallte den Puck mit dem Schlusspfiff ins Gästetor. Endergebnis somit: 7:2!
Schon morgen geht es vor heimischem Publikum weiter. Dann empfangen die Saale Bulls den deutschen Meister von 2010 – die Hannover Scorpions. Anbully ist 17:00 Uhr im Eisdom an der Halle Messe.
Spielbericht: Nico Ludwig
Statistik:
Tore:
1:0 Slanina (Piecha, Lehmann) 27:57 5-3
1:1 Jenka (Glück, Michel) 34:43 5-4
1:2 Kukla (Jenka, Geier) 41:24
2:2 Thiede (Lupzig, Lehmann) 42:01
3:2 Bigam (Schubert, Zille) 44:06
4:2 Thiede (Lupzig, Petermann) 54:19
5:2 Piecha (Seibel) 54:46
6:2 Petermann (Thiede, Schmitz) 58:01
7:2 Slanina (Schmitz, Lupzig) 59:59
Strafen:
MEC 4 EHV 12
Zuschauer: 701