Halle. Nach dem Meistertitel der Tilburg Trappers 2020 lieferten sich in den vergangenen drei Jahren die Saale Bulls und die Hannover Scorpions mit den Niederländern einen Dreikampf um die Meisterschaft in der Oberliga Nord. Lösten die Niedersachsen die Trappers 2021 als Champion ab und verwiesen das Team aus dem Nordbrabant auf den zweiten Platz, so waren in den vergangenen beiden Spielzeiten die Saale Bulls und die Scorpions die beiden besten Mannschaften der Liga. Im vergangenen Jahr errangen die Bulls ihren ersten Oberliga-Nord-Titel und die erste Meisterschaft seit neun Jahren, während sich das Team aus der Wedemark mit dem Silberrang begnügen musste. Ein umgekehrtes Bild in der abgelaufenen Saison: Während die Mellendorfer den Meisterpokal in die Luft strecken konnten, schlossen die Bulls die Spielzeit auf einem hervorragenden zweiten Platz ab. Dabei gelang es der Mannschaft von Head Coach Marius Riedel, dem dominierenden Team der Liga mit einem 1:6 die höchste Saisonniederlage zuzufügen – es sollte nur eines von insgesamt drei Null-Punkte-Spielen für die Scorpions bleiben.
Das Team aus der Wedemark nimmt in dieser Form seit 2017/18 am Spielbetrieb in der Oberliga Nord teil und ging aus der Fusion der bis dato agierenden ESC Wedemark Scorpions und den namensgleichen Hannover Scorpions hervor, die im April 2010 die Deutsche Meisterschaft erringen konnten und bis 2013 in der DEL, der höchsten deutschen Spielklasse, aktiv waren. In jene Zeit fallen auch die ersten Duelle der Saale Bulls mit den Scorpions, auf die am #ThrowbackThursday zurückgeblickt werden soll.
Am 6. September 2011 empfingen die Saale Bulls als amtierende Meister der Oberliga Ost im Rahmen ihre Vorbereitung auf die Spielzeit 2011/12 erstmals das Team des damaligen Kapitäns Sascha Goc in der alten EissportHalle am Gimritzer Damm. Neben Goc standen mit Martin Hlinka, Marvin Krüger, Niki Mondt und Andy Reiss noch vier weitere Spieler im Kader, die sich anderthalb Jahre zuvor den Meistertitel in der DEL sichern konnten – und mit Torhüter Lukas Steinhauer und Angreifer Artur Grass zwei Akteure, die sich während der Saison mittels Förderlizenz das Bulls-Trikot überstreifen sollten. Die hallesche Eishalle war für die Niedersachsen zu diesem Zeitpunkt kein unbekanntes Terrain. Bereits im August 2007 duellierte man sich am Gimitzer Damm mit den Eisbären Berlin in einem Testspiel und musste sich nach Penaltyschießen mit 2:3 geschlagen geben.
Die Eisbären waren 2006 mit einem Vorbereitungsspiel gegen den KHL-Vertreter Lada Togliatti der erste DEL-Club, der in Halle auf dem Eis stand, gefolgt von den Scorpions bei oben erwähnten Testspiel gegen die Hauptstädter. Am 4. September 2011 folgte ein DEL-internes Testspiel zwischen dem seinerzeit noch Grizzly Adams genannten Team aus Wolfsburg gegen die damaligen Hamburg Freezers, bevor sich zwei Tage später die Saale Bulls den Scorpions gegenübersahen. Dabei kassierte man bereits 68 Sekunden nach dem Auftaktbully die erste Strafe, aus der die Niedersachsen kurz vor dem Ende ihrer zweiminütigen Überzahl mit dem Führungstreffer durch Marvin Krüger (4.) Kapital schlagen konnten. Acht Minuten später war es Bulls-Angreifer Sebastian Lehmann auf Vorlage des tschechischen Importverteidigers Tomas Burian, der mit dem Ausgleich die Partie wieder auf Anfang setzte. Der Jubel auf den Rängen über das 1:1 war kaum verklungen, da schoss Niki Mondt den Erstligisten wieder in Front, gleichbedeutend mit dem ersten Drittelstand.
Im zweiten Drittel erwischten die Gäste einen Auftakt nach Maß. Mit dem ersten Angriff im mittleren Abschnitt baute Tommi Hannus den Vorsprung der Niedersachsen aus (21.) und sorgte acht Zeigerumdrehungen später mit seinem zweiten Treffer für die 4:1-Führung seiner Farben. Benjamin Thiede, der die Bulls in dieser Spielzeit als Kapitän anführte, konnte in der 34. Minute auf Vorlage von Alexander Zille und Neuzugang Christian Köllner zwar noch auf 2:4 aus Sicht der Hausherren verkürzen, aber es sollte der letzte hallesche Treffer des Abends bleiben. Im lange Zeit torlosen Schlussabschnitt war es Andreas Morczinietz, der mit 25 Sekunden vor dem Abpfiff die Handvoll Treffer für die Scorpions vollmachte und somit den Schlusspunkt unter den 5:2 (2:1, 2:1, 1:0)-Erfolg des Erstligisten setzte. Es war das erste Duell der Saale Bulls gegen einen DEL-Club überhaupt, welches etwas mehr als ein Jahr später, genauer gesagt am 21. September 2012, eine Wiederholung erfahren sollte – und eine Vielzahl von Parallelen aufwies:
Denn erneut traten die Bulls als amtierender Oberliga-Ost-Champion gegen die Scorpions an, mit Benjamin Thiede und Sascha Goc führten die gleichen Kapitäne beide Mannschaften aufs Eis. Und wie im Jahr zuvor war es die erste Strafe der Partie gegen die Bulls, die den Niedersachsen im Powerplay zur Führung verhalf – kurioserweise ebenfalls in der vierten Minute. Doch dieses Mal ließ die Antwort der Gastgeber nicht so lange auf sich warten. Neuzugang Robin Slanina traf in Überzahl zunächst zum Ausgleich (9.), um drei Minuten später für die hallesche Führung und den ersten Pausenstand zu sorgen. Das Mitteldrittel ging nach Treffern von Tim Richter (34.) und Eric Regan (40.) mit 2:0 an die Gäste, sodass es mit einem 2:3 aus Sicht der Mannschaft von Jiri Otoupalik in den letzten Abschnitt ging. Ein Abschnitt, der – so viel sei vorweggenommen – turbulent werden sollte.
Denn lange Zeit sah es so aus, als würde der Erstligist seine Führung über die Zeit bringen, spätestens mit dem Powerplaytreffer zum 4:2 durch Maris Jass in der 55. Minuten schien die Messe gesungen. Nur 49 Sekunden später machte Bulls-Angreifer Slanina seinen Hattrick perfekt und verkürzte auf 3:4. Noch waren knapp fünf Minuten zu spielen, eine Überraschung noch möglich – und die Emotionen kochten über: Christian Köllner bat Marvin Krüger zum Tanz und handelte sich 2+2 Strafminuten ein, während sich sein Gegenüber neben zwei kleinen Strafen auch noch eine zehnminütige Disziplinarstrafe einhandelte – genau wie Doppeltorschütze Regan zehn Minuten zuvor. Knapp zweieinhalb Minuten vor dem Ende ging schließlich Kapitän Thiede voran und netzte, assistiert von Martin Miklik und „Vati“ Zille, zum vielumjubelten 4:4-Ausgleich ein. Zum Partycrasher avancierte schlussendlich Scorpions-Defender Stephan Daschner, der bei einer Restspielzeit von nur noch elf Sekunden den Game-Winner für die Niedersachsen markierte und somit den Erstligisten vor einer Blamage in Halle bewahrte. (Jy)