Patrick Glatzel (oben) kann zwei Sekunden vor Schluss der Verlängerung den Schuss von Hannes Albrecht (r.) nicht abwehren. (BILD: STEFAN RÖHRIG)
VON CHRISTIAN ELSAESSER
Als der plötzliche Tod vollzogen war, machte sich Dustin Haloschan gleich auf den Weg zu Patrick Glatzel. „Alle Spieler sind nach dem Spiel zu mir gekommen, aber Dustin war der Erste“, berichtete Glatzel. „Er hat versucht, mich aufzubauen, hat gesagt: ,Kopf hoch, du hast ein gutes Spiel gemacht.‘“
Patrick Glatzel ist eigentlich der Ersatztorhüter der Saale Bulls. Doch im Derby am Sonnabend in Leipzig, das die Hallenser mit 5:6 in der Verlängerung verloren haben, kam der 20-Jährige zu seinem ersten Liga-Einsatz. Ein Einsatz gleichwohl, der tragisch endete. Denn das entscheidende Tor durch Leipzigs Hannes Albrecht fiel, als keiner mehr damit rechnete: zwei Sekunden vor Ende der Verlängerung. „Wenn du so verlierst“, meinte Glatzel, „dann ist das richtig bitter. Ich glaube zwar, dass ich ordentlich gespielt habe, aber zufrieden sein kannst du nach so einer Niederlage nicht.“
Glatzels Stunde schlug ab dem zweiten Spielabschnitt. „Der Trainer ist kurz vor Ende des ersten Drittels zu mir gekommen und hat mir gesagt, dass ich reinkomme.“ Eine überraschende Maßnahme, denn Dustin Haloschan ist zwischen den Pfosten eigentlich gesetzt. Doch nach einer frühen Führung der Hallenser durch Robin Slanina nach einer Minute hatten die Saale Bulls drei Gegentreffer kassiert. „Manchmal will ein Trainer dann mit einem Torwartwechsel ein Zeichen setzen, weil er unzufrieden ist“, mutmaßte Glatzel. Auch wenn Daniel Lupzig Sekunden vor Ende der ersten 20 Minuten noch auf 2:3 verkürzen konnte.
Es spricht für Haloschan, dass er die erste Drittelpause nutzte, seinen Ersatzmann ins Spiel einzuweisen. „Er ist zu mir gekommen, hat mir viel Glück gewünscht und mir ein paar Tipps mit auf den Weg gegeben“, so Glatzel.
Tatsächlich wurde der Ersatztorwart zwei Tage nach seinem 20. Geburtstag zum guten Rückhalt. 21 Schüsse bekam er bis zum Ende der regulären Spielzeit auf sein Tor, nur zwei Mal musste er hinter sich greifen – nach dem 3:3-Ausgleich durch Slanina (23.) beide Male nach Schüssen des Ex-Hallensers Florian Eichelkraut (25., 30.).
Doch in einem ganz starken Schlussdrittel kämpften sich die Saale Bulls erneut zurück und retteten sich nach Treffern von Michal Schön (53.) und Troy Bigam (55.) in die Verlängerung. Dort waren Fans wie Spieler schon auf ein Penaltyschießen vorbereitet, als sich die Saale Bulls noch einen Konter einhandelten und das Tor kassierten.
„Sudden Death“ – plötzlicher Tod heißt das im Eishockey. In Leipzig war es ein Zwei-Sekunden-Tod.